Customizer Hans Bozzies ist bekannt für Umbauten mit tiefen Rahmen und fetten Reifen. Das ging auch an Geert nicht vorbei, der eigentlich nur ein paar Teile von Bozzie kaufen wollte – Grundstein für ein gemeinsames Projekt auf Basis einer Harley-Davidson  Night Rod.

Geert van Hoof ist in der holländischen Schrauberszene kein Unbekannter, einige Projekte hat er schon selbst gebaut. Mit seiner Firma GvH Welding ist er außerdem auf hochwertige Schweißarbeiten spezialisiert. Neben Innenausstattungen oder Gartenzäunen kommt da auch gern mal eine Auspuffanlage dran, Geert hilft anderen Schraubern gern bei ihren Projekten. Motorräder hat der Holländer einige, darunter eben jene Night Rod, mit grünem Lack und Porsche-Logos, die wir gern für unser Magazin fotografieren wollten. Geert vertröstete uns immer wieder, er wolle noch ein paar kleine Anpassungen vornehmen, am Ende vergingen über zwei Jahre, bevor er uns grünes Licht für ein Shooting gab. Was war passiert?

Dragstyler auf Rod-Basis sind einfach brutale Motorräder, der überdimensionierte Schlappen im Heck tut sein Übriges, großer Auftritt garantiert

»Vor zwei Jahren fuhr ich zu Bozzie nach Holland, ich wollte ein anderes Hinterrad haben. Und ja, ich betrachte Hans und seine Umbauten schon lange als außergewöhnliche Werke. Man könnte fast sagen, er ist eine Art Mentor für mich. Es war an der Zeit, ihn kennenzulernen«, erinnert sich Geert. Das Projekt sollte nicht außer Kontrolle geraten, das war ihm wichtig. Der Motor hatte seinen Platz gefunden und die Harley-Davidson Night Rod war schon umgebaut. Nun eben noch ein neues Hinterrad. Vorab, dabei sollte es am Ende dann doch nicht bleiben. Mehr noch, Geert baute sein Motorrad quasi unter der Anleitung des Holländers neu auf, »eine einmalige Gelegenheit, bei der ich einiges gelernt habe. Ich habe viel selbst gemacht, Bozzie hat es dann überprüft. Und er hat mich Fehler machen lassen, weil er meint, dass man daraus am meisten lernt«, Geert ist seinem Vorbild ernsthaft dankbar.

Eine automatische Kupplung für die Harley-Davidson V-Rod

Dazu kam ein Problem, das den Umbau zum einen verzögerte, aber auch in eine neue Richtung trieb. Während seiner Arbeit verlor Geert einen Finger, was Anpassungen notwendig machte. So musste zum Beispiel eine automatische Kupplung her, die ein Schalten ohne mit der Hand zu kuppeln möglich macht. Ein zusätzlicher Vorteil ist es, dass der Lenker, den Bozzie aus Aluminium baute, nun völlig clean ist. Es gibt keinen Kupplungshebel, die Vorderbremse wird außerdem mit dem Fuß betätigt. Und weil der Lenker eh schon in der Mache war, gab’s auch direkt noch eine neue Gabel, Upside-down, entnommen aus einer Triumph Speed Triple. Nur das Rad ist an der Front noch ein Harley-Original, die Bremsscheiben kommen wie im Heck von Customking Bozzie, kombiniert mit Brembo-Vierkolben.

Die Harley-Davidson V-Rod gibt die Umbaurichtung klar vor: brutal, flach, lang

Blieb aber immer noch das Heck, das ja eigentlich der ursprüngliche Anlass für das Projekt war. Ein möglichst dickes Hinterrad mit fettem 360er-Reifen war das Ziel, fast schon eine Ode an die Fullcustoms Anfang der 2000er-Jahre. Für den knallharten Dragstyle-Look war eine neue Schwinge notwendig, sie ist 120 Millimeter länger als das Original. Auch der hintere Teil des Rahmens musste dafür umgebaut werden. Die extrem tiefe Sitzposition, 90 Millimeter tiefer als Original, gehört ebenfalls zum Konzept des langen, niedrigen Bikes.

Das Highlight der Night Rod: die Luftfederung

Aufgrund der Änderungen konnte der ursprüngliche Tank nicht mehr genutzt werden, Geert baute ein neues Gefäß aus Aluminium, konnte aber das Standard-Volumen von 18 Litern aufrechterhalten. Unter dem Tank findet der Kompressor Platz, der ein Highlight der Harley bedient. Hinten wird nämlich luftgefedert. In der niedrigsten Position der Federung liegt das Bike schon brutal knapp über dem Asphalt, sieht in der Fahrposition aber immer noch gut aus. »Und lasst euch von der Optik nicht täuschen«, erklärt Geert, »das Handling der Kiste ist wirklich richtig gut, auch mit dem dicken Reifen.«

Eine Auspuffanlage als Meisterstück: Das Rohrwirrwarr entstand aus Titan, die einzelnen Stücke sind sichtbar verschweißt, knapp zwei Wochen Arbeit investierte Geert dafür

Passend zur krassen Optik sollte auch der Auspuff daherkommen. Geert hatte früher schon Anlagen für Titan, unter anderem für die Walz-Hardcore-Dragstyler, gebaut. Auch am eigenen Bike verewigte er sich so. Die einzelnen Abschnitte wurden aus einem geraden Rohr geschnitten und dann neu verschweißt. Die Arbeiten an der Anlage dauerten knapp zwei Wochen. Die offensichtlichsten Arbeiten waren damit abgeschlossen, nun ging es an die zahlreichen, kleinen Details.

Viele Detail verstecken sich in diesem Dragstyle-Umbau

Der Sitz wurde von Bozzie so konzipiert und gebaut, dass er quasi komplett im Rahmen versenkt ist. Die LED-Beleuchtung ist überall diskret verborgen. Das Speedometer von Motogadget findet seinen Platz im oberen Gabeljoch, den vorderen Kotflügel baut Geert wieder aus Aluminium. Ebenso entsteht die Scheinwerferhalterung, wobei erst der dritte Versuch Gnade vor Meister Bozzies Augen findet. Immerhin schafft der die Grundlage für den Lack, sprüht silberne Basisfarbe auf, bevor die klassischen Airbrush- und Lackarbeiten bei MW Designs vollendet werden, einschließlich der Lackierung von Rahmen und Motor.

Am Ende hat Geert gut lachen, denn seine Kiste ist wahrlich ein Hingucker

Es hat viele Monate gedauert, aber das Ergebnis überzeugt. Letztlich vor allem Besitzer Geert. »Natürlich ist das nicht unbedingt ein Bike für den täglichen Gebrauch. Aber wer sich an den fetten Reifen und sein Fahrverhalten erst mal gewöhnt hat, kann ehrlich Spaß damit haben. Und der war die viele Arbeit in jedem Fall wert.«

Info | bozzies.nl