„Auferstanden aus Ruinen” hätte der Titel zu diesem 101 Jahre alten Harley-Davidson Model JD auch lauten können. Denn was die Restaurateure Larry Wood und Pete Springer anfangs vorfanden, war das, was die Amis als „very poor condition” bezeichnen.

Wie sich erst nach dem Erwerb der Schrottmöhre herausstellte, steckte in dem historisch korrekten Rolling Chassis von 1924 dann auch noch der falsche Motor. Zwar war die 1924er JD schon mit einem 74 cui-Motor (1200 ccm) ausgerüstet, aber wie in Amerika heute noch üblich, wurde in jedem einzelnen Baujahr modellgepflegt, so dass ein 1925er Motor schon nicht mehr völlig identisch ist mit einem aus dem Jahr davor.

Nicht alle Teile ließen sich noch restaurieren

Aber dieser Umstand war eher nebensächlich, denn die Restaurationsbasis befand sich in einem solch erbärmlichen Zustand, dass alles, wirklich alles bis auf die letzte Schraube zerlegt werden musste. Und im Zuge des Aufbaus sollte alles originalgetreu wieder auferstehen.

So ein Feiner: Schebler DLX 20-Vergaser aus Messing

Doch nicht alle Teile ließen sich noch restaurieren. Der Rahmen war zwar okay und ließ sich wieder aufarbeiten, aber die beiden Tankhälften waren totaler Schrott. Sie wurden 1:1 repliziert. Die linke Tankhälfte beherbergt im vorderen Teil das Öl des Trockensumpfes, im Restvolumen und auch in der gesamten rechten Tankhälfte ist Platz für Kraftstoff.

Harley-Davidson JD von 1924 (fast) im Originalzustand

Auch von den originalen Radresten blieben nur die Naben übrig. Die Felgen samt den Speichen waren ein Fall für die Tonne – da mussten aus Sicherheitsgründen historisch authentische Nachbauten her. Die Arbeiten am Motor überließen die Restaurateure einem Spezialisten. Steve Davids von Rogue Cycles befasst sich seit bald 50 Jahren mit dem Überholen alter Harley-Motoren und es gibt kaum ein Ersatzteil, das er nicht hat.

Pyrene-Feuerlöscher …

Aus gut 200 Einzelteilen besteht ein solcher Motor und Steve kennt sie alle. Er baute aus dem vorliegenden Material einen korrekten 1924er IOE-Motor, exakt so, wie er damals für das vorhandene Chassis gebaut worden war. „Immerhin 90 Prozent sind absolut original“, strahlt Besitzer Larry Wood, „bei manchen Kleinteilen mussten wir einfach Kompromisse eingehen.

Harley-Davidson JD mit „Police Specifications“

Felgen, Speichen, Reifen, Tank, Kabel, Trittbrettgummis und der Sitzbezug, das ist alles, was nicht original ist.“ Doch so ganz stimmt das nicht, denn was Larry nur ungern preis gibt, ist die Tatsache, dass speziell dieses eine Exemplar seinerzeit nicht als Polizeifahrzeug ausgeliefert wurde. Gleichwohl stimmen alle angebauten sogenannten „Police Specifications“: das Zusatz-Spotlight, die Sirene, der Pyrene-Feuerlöscher.

… und Inhalt des First Aid-Kit stimmen mit der historischen Police-Ausstattung überein

Selbst im Erste Hilfe-Kasten liegen nur historisch authentische Dinge wie Druckverbände, Zangen, Schere, Ammonium-Inhalat und Wundpuder. „Ich wollte in keinem Fall dieses Olivgrün, das Harley zu jener Zeit bei den Serienmaschinen ausschließlich auslieferte. Um sie auch farblich zu unterscheiden, waren die Polizei-Varianten – wie heute noch – anders lackiert. Diese Farbgebung wollte ich unbedingt“, erklärt Larry. So oder so, diese 1924er JD ist wahrlich ein Prachtstück geworden, auch wenn neunmalkluge Erbsenzähler einwerfen mögen, dass das Bike nicht historisch korrekt ist.