Diese extra coole Bike mit Harley-Davidson Knucklehead entstand bei MJK Performance in Calgary/Kanada. Erbauer Dale Yamada hatte gerade mal drei Wochen Zeit für den Aufbau.
Drei Wochen vor der Daytona Bike Week läutete bei Dale das Telefon. Am anderen Ende war sein Kumpel Leo Tancreti von Leo Speed Shop: „Yo Dale, I’m going to Daytona! You down?“ Dales Antwort: „Umm sure, man, I’m in!“ Dieses Slanggeschwängerte 10-Sekunden-Gespräch setzte Dale unter Zugzwang. Für das Limpnickie Lot in Daytona Beach brauchte er ein abgefahrenes Bike; also baute er sich eins.
Harley-Davidson Knucklehead mit Panhead-Zylindern
Einen passenden Motor hatte er in seinem Lager; ein schöner originaler Knucklehead aus dem Baujahr 1940 sollte das zu bauende Bike antreiben. Der ehrwürdige Knuckle musste aber einige Modifikationen über sich ergehen lassen. Dale strickte die Knöchel-Köpfe so um, dass er Panhead-Zylinder und -Kolben verwenden konnte.
Außerdem fertigte er zwei getrennte Ansaugkrümmer an, denn jeder Zylinder sollte seinen eigenen Vergaser bekommen. Deshalb musste auch ein Verteiler her, der die Bewegung des Solo-Gaszugs auf zwei getrennte Züge splittet. Diese Aufgabe übernimmt ein selbst gefertigter Rollenverteiler, der am oberen Rahmenrohr direkt unter der Ölfilterhalterung platziert ist.
Wilde Umbedüsungen der Super-B-Gasfabriken
Zunächst verbaute Dale zwei Super B-Vergaser, doch mit den Dingern bekam er das Bike nicht zuverlässig zum Laufen. Wilde Umbedüsungen waren die Folge, aber nichts brachte den wirklichen Durchbruch. Also wurden in Daytona zwei Super G-Benzinvernebler besorgt, doch auch deren Abstimmung sollte sich noch als ziemlich großes Problem herausstellen.
Tagelang suchten Dale und Freund Leo nach der richtigen Bedüsung für die beiden Vergaser. „Du kannst mich für verrückt halten. Aber ganze Tage und Nächte mit Kumpels unter dem Bike abhängen, um die Vergaser umzufrickeln, dabei nett Bierchen zu zischen, das war aus meiner Sicht die beste Zeit während der Bike Week“, erzählt Dale. Irgendwann gelang die richtige Bedüsung und der doppelt gefütterte Knöchelkopf-V2 funktionierte.
Annähernd alles andere an dem Bike ist handgeschnitzt
Aber auch das Rolling Chassis hat es im Detail in sich. Eines der wenigen konventionellen Bauteile ist die Gabel, die der Kanadier einer H-D Sportster entlieh. Annähernd alles andere an dem Bike ist handgeschnitzt. Starrrahmen, Tank, Öltank, Lenker, Fußrasten, Sitz – all diese Komponenten entstanden in Dales Werkstatt.
Ziemlich bizzar ist die Lage des Ölfilters. Ihn setzte der Kanadier sehr exponiert oben auf dem Rahmenrohr direkt hinter den Lenkkopf. Alleine die blitzsauber gebogenen, starren Ölleitungen aus Aluminiumrohr, die zum Filter hin und vom Filter weg führen, sind eine Augenweide. Auf eine Bremse im Vorderrad verzichtete Dale völlig, dafür verpasste er dem Hinterrad gleich zwei moderne Vierkolben-Zangen; auch die massive Halteplatte für diese Zangen ist ein Einzelstück.
Harley-Davidson Knucklehead mit Upsweept-Pipes
Regelrecht verliebt sind wir in die Idee, den Seitenständer aus einem ultrastabilen Blattfeder-Paket zu schnitzen. Und dann diese Fishtail-Auspuffe: Sehr hoch und kerzengerade nach hinten geführt, bekommen die mattweiß beschichtenen Rohre auf den letzten Drücker gerade noch die Kurve nach oben. „Upsweep!“ – herrlich.
Wenn Kerle wie Dale so ein wahnwitzig geiles Motorrad in drei Wochen auf die Räder stellen können, fragt man sich, was die zustande brächten, wenn sie Monate dafür Zeit hätten. Gar nicht auszudenken. Wie gut Dale sein Handwerk versteht belegt die Tatsache, dass seine Firma unlängst von der Kraus Motor Company übernommen wurde. Diese ist richtig gut im Geschäft und produziert die kanadischen Performance Parts weiterhin in Calgary, in Dales Manufaktur. Und der kann sich nun wieder mehr Zeit für den Aufbau seiner Custombikes nehmen …
Info | mjkperformance.com
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