An einer Harley-Davidson artfremde Teile zu verbauen, bedeutet stilistisch ein großes Risiko. Längst nicht immer gelingt das so prächtig wie im Falle von David Månssons Ironhead Cafe Racer.

Zum ersten Mal trafen wir David Månsson vor ein paar Jahren in Stockholm. Damals fuhr er eine Triumph Thunderbird, an der eine ganze Menge handgemachter Teile verbaut war. Dann war er plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. „Meine Frau und ich haben zwischenzeitlich ein paar Kinder bekommen, da gab es weder Zeit noch Platz für Motorräder“, klärt uns David auf.

Eine Ironhead Sportster als Schnäppchen

Allerdings hat er sich während dieser motorradlosen Zeit ständig übers Internet auf dem Laufenden gehalten, was in der Customszene so los ist. „Es gibt da einen tollen Blog namens ‚Bubblevisor‘. Eines Tages sah ich dort eine Sportster, die mich so faszinierte, dass sie mich dazu anregte, wieder ein Custom-Projekt zu beginnen.“ Er besorgte sich eine Ironhead-Sporty, die wegen massiver elektrischer Probleme nicht mehr startfähig und deshalb sehr günstig war.

So hatte David sich das vorgestellt: Mit relativ schmalem Budget einen sauberen Cafe Racer aufbauen der noch dazu astrein fährt

Der Elektrik-Wurm wurde gefunden und eliminiert, aber David wusste zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht, wohin die Custom-Reise gehen sollte. „Das Einzige, was ich wusste, war: Das Bike sollte unbedingt goldfarben anodisierte Alufelgen haben. Anfangs war die Planung, das Bike in einem Ferrari-Rot zu lackieren, aber Dinge geschehen nicht immer so wie geplant.“ Denn dann kamen dem Schweden diese unglaublichen Bremsen zu Gesicht.

Hinter den Aluabdeckungen stecken Graugussscheibenbremsen

Es sind dies nicht etwa handgemachte Einzelstücke! Vielmehr sind sie so etwas wie ein Großserienprodukt, allerdings von den meisten Menschen vergessen, da diese Bremsen vor immerhin gut dreißig Jahren von Honda im Modell CBX 550 F verbaut worden sind. Zwar sehen die Dinger aus wie Trommelbremsen, in Wahrheit sind es aber Graugussscheibenbremsen, die hinter stylischen Aluabdeckungen „versteckt“ sind.

Hinter dem runden Luftfilter sorgt ein CV-Vergaser für zündwilliges Gemisch

Normalerweise stecken diese Bremsen fest vernietet in dem serienmäßigen Honda-Comstar-Verbundrad, aber ein Händler hatte sie herausgelöst und bereits eigene Edelstahlringe entwickelt und gefertigt, mit denen man die Bremse in ein beliebiges Speichenrad integrieren kann. David war hin und weg von den Bremsen und plötzlich wusste er auch ganz genau, was aus seiner Ironhead-Sporty werden sollte – ein Cafe Racer stand von nun an auf dem Programm.

Ironhead Sportster mit Yamaha-Tank und Honda-Bremsen

Der Einfachheit halber nutzte er auch gleich die komplette Gabel einer Honda CBX 550 F. Aluminium-Hochschulterfelgen orderte er in England, bei deren Anodisieren lief dann aber etwas gründlich schief. Die Felgen sahen so schlimm aus, dass David nichts anderes übrig blieb, als sie nachträglich in seiner Wunschfarbe Gold lackieren zu lassen. Die selbstgefertigten Nabenringe bekamen das gleiche Gold und vermitteln so optisch perfekt zwischen dem Bremsengehäuse und den Felgen.

Große Lufthutzen in den Scheibenbremsverkleidungen sorgen für ausreichend Kühlung

Auch den Benzintank fand er in dem Motorradteileladen, in dem er die Honda-Bremsen aufgetrieben hatte. Es ist der Tank einer 125er Yamaha aus den frühen 80er Jahren. Und da er die hydraulischen Armaturen einer BMW verwenden wollte, musste er zwangsläufig den Kupplungsausrückmechanismus auf hydraulisch umstellen. Dies gelang mittels eines Umbausatzes des schwäbischen Familienunternehmens Magura. Das Instrument lieferten die Berliner Spezialisten von Motogadget.

Der Ironhead Motor hält auch bei 140 Sachen

Den kaffeebraunen Lack hatte er vorher an einem BMW gesehen. Blieb nur noch, einen Sticker für den Batteriekasten zu entwerfen. Der sieht zwar alt und abgenutzt aus, wurde aber frisch von David am Computer kreiert und im Photoshop künstlich gealtert. „140 Sachen ist kürzlich ein Freund von mir mit dem Ding gefahren. Ein Wahnsinn. Aber der Motor hat gehalten“, freut sich David, sprach’s und machte sich auf zur Preisverleihung einer schwedischen Custombike-Show, bei der die Jury ihm den „Spezial Preis“ zusprach.