Bagger sind in den Staaten gerade sehr populär. Doch auch schon vor siebzig Jahren hatte die Companie Tourer wie die Hydra Glide im Programm.
Vor dreißig Jahren war Stefan Svensson stolzer Besitzer einer Royal Enfield, im Alltag bewegte er seinerzeit eine BMW R 100 RS. Außerdem wurde er damals Member des Bengalos MC. Leider brannte das Clubhaus eines Tages ab und mit ihm die geliebte Enfield.
Eine Restauration war nicht geplant
Etwas Neues musste her. Stefans Clubkumpels standen schon damals auf die amerikanischen Zweizylinder. So war es nicht weiter verwunderlich, dass er sich ebenfalls in diese Richtung orientierte. Eine 55er Panhead wurde ihm an-geboten und Stefan griff zu.

Das Bike sah damals natürlich komplett anders aus. Es trug reichlich asiatische Bolt on-Parts, verfügte über eine stufige King-and-Queen-Sitzbank und hochgezogene Fishtails. „Eigentlich wollte ich ja nur eine Harley, mit der ich durch die Gegend fahren konnte“, erzählt Stefan, „es war nie geplant, eine hundertprozentig original restaurierte Hydra Glide daraus zu machen. Doch so ticke ich halt. Finde ich etwas zum Verbessern, ziehe ich das durch. Ich ruhe dann nicht eher, bis ich es so habe, wie ich es mir vorgestellt habe.“
Eine originale ’55er Kupferplakette für die Hydra Glide
Da die langen schwedischen Winter dunkel und kalt sind, bietet es sich nunmal an, sie mit Schrauben zu verkürzen. Stefan und einige seiner Freunde flogen regelmäßig in die Staaten. Dort fanden sie auf Swap Meets Teile, für die in Europa – so man sie denn fände – ordentlich Geld hingelegt werden müsste.

Ein Beispiel soll die kleine Kupferplakette mit dem Schriftzug „1955 Harley-Davidson“ auf dem Frontfender sein. Fünfzehn Jahre suchte Stefan nach einem solchen Stück. Ein Freund fand schließlich eins in den USA. „Er brachte es mir damals mit. Seither habe ich auch noch drei- oder viermal solch ein Teil gefunden. Doch dafür werden mittlerweile 1.000 Dollar verlangt“, weiß der alte Schwede. „Zum Glück kennen wir inzwischen einige Orte, an denen wir wirkliche Schätze finden können. Die werde ich euch aber nicht verraten. Sonst bekomme ich Ärger mit meinen Kumpels.“ meint Stefan lachend.
Mit der Hydra Glide durch ganz europa
An solch einem Platz fand er wohl auch den Kettenkasten für sein türkisfarbenes Schätzchen. „Ich weiß, die Dinger waren in den 50ern nicht sehr beliebt und wurden kaum verbaut. Die damaligen Kunden empfanden sie wohl als hässliches und viel zu großes Zubehör. Doch sie halten meine Weißwandreifen von Kettenfett frei. Daher habe ich dieses seltene Stück auch verbaut. Kaum einer kennt die Dinger oder weiß, dass es ein originales H-D Zubehörteil ist.“

In den vergangenen Sommern hat Stefan jedes Jahr rund 5.000 Kilometer auf seiner Panhead zurückgelegt und dabei ganz Europa besucht. Im Winter wurde das Bike dann regelmäßig gewartet und weiter optimiert. Die einzigen „matching number“-Parts des ursprünglichen Exemplars sind noch die Fender und die Felgen.
Die Farbe „California Green“ gab es nur 1955
Doch alle verbauten Teile sind originales und zeitgenössisch authentisches Zubehör – entweder direkt von Harley, oder von einer der vielen Manufakturen, die damals Parts für die Bikes der Company herstellten. „Mir ist egal ob ein Teil, das mir gefällt, original für eine Harley gedacht war, solange es alt und historisch ist.“ So wie die grünen Zusatzscheinwerfer.

Wir haben ja schon rote oder auch blaue Versionen gesehen, doch das ist einmalig. Egal ob es die damals für Harleys gab, Stefan sah sie, kaufte und baute sie an. Sie passten einfach zu perfekt zum restlichen Bike. Das ist übrigens in einem serienmäßigen (!) Farbton lackiert. Der nennt sich „California Green“ und war lediglich im Jahre 1955 auf der Farbauswahlliste des Herstellers.
nächsters Projekt: Panhead Bobber
Gegen einen Mehrpreis von 10 Dollar konnte man damals auch den Primärdeckel, den Öltank und andere Anbauteile in der quietschigen Fahrzeugfarbe ordern. „Inzwischen bin ich soweit mit ihr zufrieden. Es fehlen mir eigentlich keine Teile mehr“, meint Stefan über seine einzigartige Hydra Glide, „vielleicht noch eine paar verchromte Hupencover.“ Doch für den nächsten Winter hat der umtriebige Schwede schon vorgesorgt.

Als nächstes Projekt hat er einen Panhead Bobber im Fifties-Stil in Planung. Für den sammelt er schon wieder reichlich Parts. Die nächsten langen Winter können also kommen.
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