Atze im Glück: Seine Harley-Davidson FXST ist fett, richtig fett. Das liegt zum einen am Ultima-Monstermotor, zum anderen an der flachen Rennoptik. Echt Suicidal eben …
Es gehört Fingerspitzengefühl dazu, ein Motorrad wie dieses hier zu bauen, und noch mehr, es zu fahren. Es ist ein Monster in allen Bereichen und es kann dich umbringen. Auf der Viertelmeile, klar, da hast du eine Auslaufzone. Auf Serpentinen in den Alpen, da hast du sie nicht. Es ist ein schmaler Grat, auf dem Atze wandelt, eben weil seine Harley-Davidson Softail eine Fahrmaschine ist, die er auf Achse schon bis nach Südfrankreich bewegt hat.
»Bei jedem Bike tut dir irgendwann der Arsch weh, bei diesem noch ein ganzes Stück mehr«, erzählt er. Vorverlegte Fußrasten, weil Mid-Controls aufgrund des breiten Primärs nirgendwo unterzubringen sind, dazu ein Stummellenker. Das ist nicht bequem und auf langen Strecken eine Qual. Aber Atze fährt, weil es eben schon immer so war. »Seit ich Moped fahren kann, tue ich es. Und immer waren meine Karren getunt und umgebaut.« Hardliner eben, mit wenig Kompromissbereitschaft.
Mit den Harley-Klonen von S&S und RevTech unzufrieden
Mit fetten Motoren kennt sich der Kurpfälzer aus, erst von S&S und RevTech, irgendwann das Monster, der Ultima. Atze war mit den anderen Harley-Klonen aus den USA nicht ganz zufrieden, hatte außerdem schlechte Erfahrungen mit einem privat gekauften V2 gemacht. »Späne im Motor, ich war stinksauer«, erzählt er.
Im Netz stößt er auf die Motoren von Ultima. In Europa sind die kaum bekannt, auch weil die Zulassung nicht so einfach ist. Rüberholen scheidet aus, aber irgendwann findet Atze einen im deutschen Internet-Auktionshaus. Er telefoniert mit dem Verkäufer, droht ihm Übles an, wenn der Motor nicht in allen Belangen sauber sein sollte. Dann fährt er zur vereinbarten Adresse, das Navigationsgerät endet vorm Clubhaus eines Einprozenter-MCs, der Verkäufer entpuppt sich als Zweimeter-Mann mit tätowiertem Schädel. Atze grinst, »manchmal gehört Glück dazu, meine Drohung hatte keine Folgen und der Motor war in bestem Zustand mitsamt allen Papieren.«
Eine Harley-Davidson Softail spendiert den Rahmen
Zu Hause steht der Rahmen fürs Projekt schon bereit, eine Harley-Davidson FXST hatte ihn spendiert. Große Änderungen sind für die Aufnahme des Zweiliter-V2 ins Softail-Fahrwerk nicht nötig, er passt wie die Wurst in die Pelle. Schritt für Schritt nehmen Atze und seine Freunde sich das Bike nun vor. Getriebe, Anlasser, der Umbau des Sekundärtriebs auf Kette, hydraulische Kupplung – alles, was so ein Bike stärker macht, wird nach und nach vollendet.
Dazu ergeben sich beim Bauen die optischen Komponenten. »Zum Beispiel die Heck-Sitzbank-Kombi, die war so nie geplant«, beschreibt es Atze. Aber nach und nach wurde daraus eine Art Monocoque. Die Rücklicht-Blinker-Kombi ist ins Heck eingelassen. Und das Hinterteil ist so gebaut, dass Atze nicht so leicht runterfallen kann. Klingt komisch, aber macht Sinn bei einem Custombike, das locker über 200 geht.
Harley-Davidson FXST – Jede Menge Goodies an Bord
So eine Leistung braucht natürlich auch sportliches Beiwerk. Frontend von einer MV Agusta, Sechskolbenzangen im Vorderrad, Hitzeschutz am Auspuff sind solche Parts. Außerdem sind ein paar Goodies mit an Bord, der Kurzhubgasgriff zum Beispiel oder der innenliegende Lenkanschlag im Stummel. Dazu legt Atze Wert auf eine flache Linie und Gewichtseinsparung, wenn möglich.
So wird der Cole-Foster-Tank demnächst durch einen aus Alu ersetzt. Der ist leichter und fasst ein bisschen mehr Sprit. »Alle hundert Kilometer tanken, das kann schon nerven«, meint Atze. Schlimmer noch sind die gelegentlichen Pannen, aber auch sie gehören dazu. »Anlasser, Lichtmaschine, Regler – alles war schon mal kaputt, wurde repariert oder ersetzt«, wer Motorräder fordert, muss das akzeptieren. Als Belohnung gibt es Spaß – auf dem Dragstrip und der Landstraße.