Der Engländer Pete Pearson ist bekanntlich immer gut für ziemlich wilde Motorradkreationen. Sein „Swamp Water“ aus Basis einer Harley-Davidson FXS macht da keine Ausnahme.

Pete Pearson muss ein glücklicher Mensch sein, denn er hat sich mit seinem Custom-Shop „Rocket Bobs“ nie dem Kommerz verschrieben. Er baut, was ihm in den Sinn kommt, Kundenwünsche spielen da eine untergeordnete Rolle. Seine Bikes sind immer extrem, halten sich weder an den Zeitgeist noch an modische Strömungen. Nicht selten sind sie auch skurril, wobei wir beim Thema „Swamp Water“ wären.

Raffinierter Gag: Das dicke Oberrohr ist ein zusätzliches Benzinreservoir

Es ist wirklich kaum zu glauben, aber dieses Bike entstand auf Basis einer Harley-Davidson FXS aus dem Jahr 1978. Allerdings blieb von der fast nichts übrig. Pete „säuberte“ zunächst den Rahmen, indem er sämtliche serienmäßigen Gusshalterungen entfernte. Danach begann die Rahmenmodifikation. Hinterm Lenkkopf schweißte er Versteifungsstreben ein, eine Spezialität des Hauses „Rocket Bobs“.

Harley-Davidson FXS – Sechs Liter Sprit in zwei Tanks an Bord

Der Oberclou ist aber das Oberrohr. Mittels eines dicken Edelstahlrohres, das bis kurz vor den Sitz reicht, wurde das nämlich zu einem zweiten Tank umfunktioniert. Immerhin 1,5 Liter passen dort hinein. Zusammen mit den 4,5 Litern des konventionellen Winztanks sind sechs Liter an Bord, gar nicht mal so viel weniger als in einer stinknormalen Sportster Forty-Eight.

Der skurril bezogene Sitz stammt von einem Bonanza-Rad

Bedeutend mehr technische Finesse steckt in der Aluminiumschwinge. Die nämlich bekam zur Versteifung nicht nur eine mächtige Konstruktion aus Unterzügen spendiert, Pete legte dieses Versteifungsgitter so aus, dass es zusammen mit dem rechten Schwingenarm als Ölbehälter fungiert. Durch diesen Kniff wurde Platz unterm Sitz frei, den nun ein waagerecht montiertes Monofederbein einnimmt, das über ein selbst ausgedachtes Hebelsystem angelenkt wird. Apropos Sitz: Das schmale, mit irgendeinem wahnwitzigen Hippie-Stoff bezogene Brötchen stammt von einem alten Bonanza-Fahrrad, die Engländer sagen „Raleigh Chopper“ dazu.

Der Shovelhead-V2 hat satte 1640 Kubik Hubraum

Das Frontend kommt sehr clean daher. Die Standrohre stammen von Showa, ihre Oberflächen sind zwecks Härtung und Verminderung der Gleitreibung carbonitriert. Die Tauchrohre taten ehedem an einer Sportster Dienst, Pete hat sie sich nochmals vorgeknöpft und äußerlich geschlichtet. Die gefrästen Gabelbrücken entstanden im Haus „Rocket Bobs“.

Der Krümmer auf der linken Seite muss reichlich Strecke machen, um vom vorderen Zylinder bis auf Höhe des Heckpneus zu kommen

Der originale Shovelhead bekam übrigens auch sein Fett weg. 1640 Kubik Hubraum hat das Ding jetzt, die Köpfe sind auf Doppelzündung umgebaut und die neuen Kolben verdichten dermaßen hoch, dass Dekompressionsventile vonnöten waren. Das Ganze kombiniert mit einer Nockenwelle von Andrews, Hydraulikliftern, zwei Magnetos von Morris, einem Super-E-Vergaser und der selbst gefertigten 2-in-2-Auspuffanlage (race pipes) bringt genügend Zunder für das ansonsten recht leicht geratene Motorrad. Da nimmt es nicht Wunder, dass Pete gleich drei funktionierende Scheibenbremsen an das skurrile Geschoss montiert hat.

Info | rocketbobs.biz