Als Reminiszenz an die Rennmaschine VR 1000 lackierte die Bächli-Crew des Motorcycle Heaven in Dietikon eine scharf gemachte Harley-Davidson FXDR in den legendären Werksrennfarben der Company.

Als Harley-Davidson 1994 auf die Asphaltrennstrecken der USA zurückkehrte, verfolgte ein damals noch junger Rainer Bächli dies mit großem Interesse. Ab 1996 arbeitete er südlich von Santa Monica bei Bartel’s Harley-Davidson, eines der bekanntesten Harley-Dealerships und berühmt für seine Rennerfolge mit V-Twins.

Gut für Breitreifenfans: ein 260er passt ohne technische Änderung ins Heck

Dort erwarb er sich wertvolle Erfahrungen im Tunen der Harley-Twins, begeisterte sich aber auch für die boomende Customszene in und um Los Angeles. Sein Blick für das, was ein echtes Custombike ausmacht, wurde geschärft. Und blieb es auch, als seine kalifornischen Träume platzten und Rainer von seinem Vater zurück in die Schweiz gerufen wurde, um die überbordende Nachfrage nach Harleys und Customumbauten zu stemmen.

Harley-Davidson Screamin’ Eagle FXDR

Auch die Schweiz wurde Ende der Neunzigerjahre vom Harley-Boom buchstäblich überrannt. Rainers US-Erfahrung, zusammen mit seinen eigenen Ideen, das traditionelle Harley-Customizing mit fabrikneuen Modellen zu kombinieren, wurde eine solide Basis des Geschäftserfolgs der Schweizer. Die hier gezeigte, von der VR 1000 inspirierte „Screamin’ Eagle FXDR“ ist dafür ein gutes Beispiel.

Die VR 1000 gab es aus Homologationsgründen auch in einer straßentauglichen Version

Die damals neu entwickelte VR 1000 trat stilecht in Orange und Schwarz an, seit Jahrzehnten waren das die traditionellen Werksfarben von Harley-Werksrennern vom Schlage einer KRTT und XRTT. Auch die von Aermacchi hergestellten Zweitakt-Renner, die in den 250er- und 350er-Klassen Weltmeistertitel einfuhren, trugen stolz die Werksfarben.

Prägnante Rennlackierung der VR 1000

Die VR 1000 versuchte mit modernster Technologie gegen die Übermacht der japanischen Vierzylinder anzugehen – was allerdings nie wirklich großen Erfolg hatte. Jedoch, in Sachen Marketing war der Erfolg durchschlagend: Alle Kameras waren auf die Harley-Crew gerichtet. Die VR 1000 waren jederzeit im Rennfeld auszumachen: Die prägnante „Black and Orange“-Lackierung – die rechte Seite des Bikes orange, die linke in Schwarz – machten das Bike jederzeit kenntlich.

XRTT in den Werksrennfarben, die hier noch nicht spiegelverkehrt lackiert sind

Mit dieser Harley-Davidson FXDR 114 wollte Rainer Bächli den Geist des Harley-Straßenrenners mal wieder aus der Flasche lassen. Ein Hauch VR 1000 umweht die „Dragstyle FXDR Bächli Special“. Viele Teile von diesem Umbau wurden von Thunderbike entwickelt, etwa das Heckteil, der Frontfender und der Spoiler, der den Ölkühler geschickt verdeckt. Das Heckteil aus Hamminkeln ersetzt die hässliche Serienkonstruktion, die früher oder später von jedem FXDR-Besitzer ausgewechselt wird. Die verstellbare 2-in-1-Auspuffanlage stammt hingegen von KessTech.

Harley-Davidson FXDR mit vielen Thunderbike-Parts

Aus GFK gefertigt, integriert das Heckteil Rücklicht und Blinker. Der Kit beinhaltet zudem die notwendige Lastausgleich-Elektronik, die den einfachen Einbau der LED-Komponenten ermöglicht. Das Projekt Screamin’-Eagle-FXDR startete mit der Zerlegung einer brandneuen 2020er FXDR, um die von Thunderbike bezogenen GFK-Teile anzupassen. Als dies geschafft war, wurden die Teile verpackt und nach Italien geschickt. Dort wartete Fabrizio Caoduro von „Seventies Design“ bereits darauf, die selten angefragte Lackierung im VR-1000-Stil aufzubringen.

Die Chequered Flag als Trenngrafik zwischen den beiden Farben ist zwar nicht überliefert, bringt das Thema Racing aber zusätzlich bestens auf den Punkt

Das Bächli-Team kümmerte sich derweil um den Treibsatz, denn auch der hauseigene Prüfstand soll in der Winterpause keinen Staub ansetzen. Im schon von Haus aus nicht gerade schwächlichen Milwaukee-Eight-Twin mit 1868 Kubikzentimetern ruhen jede Menge Leistungsreserven, die sich durch bloße Software-Programmierung aktivieren lassen. Diese Leistung auf die Straße zu bringen, ist eine ganz andere Geschichte.

Harley-Davidson FXDR

Deshalb montierte das Harley-Heaven-Team die breiteste Reifenoption auf dem Serien-Scheibenrad: Metzelers 260er passt gerade noch in die kräftige Serienschwinge, die Harley speziell für die FXDR entwickelt hat. So kommt sie dank ihrer Race-Lackierung und den Umbaumaßnahmen absolut stimmig daher. Wobei Rainer Bächli mittlerweile eher andere Maschinen umbauen würde. Was allerdings nicht an der FXDR, sondern an der Company liegt. Die hat dem Harley Heaven nämlich nach mehr als 50 Jahren erfolgreicher Händlerschaft den Vertrag gekündigt, weil Bächli seit 2020 auch BMWs verkauft. Aber das ist eine andere Geschichte …

Info | motorcycle-heaven.ch