Rainer Schaab schraubt schon seit mehr als vierzig Jahren rein privat an Motorrädern. Wie in seinem Jahrgang üblich, begann seine „Zweiradkarriere“ mit Kleinkrafträdern. Nach und nach arbeitete er sich dann über Japaner zu einem AME-Chopper und schließlich zu dieser FX Shovelhead hoch.
Die Shovelhead, die bereits seit 51 Jahren ihre ölige Spur auf der Welt verteilt, besitzt er seit mehr als 20 Jahren. Die Umbauerei begann mit den üblichen kleinen Änderungen wie Spiegel, Lenker und Fußrasten. „Doch wenn einen der Virus gepackt hat, gibt es nur noch ein Halten, wenn man feststellt, dass der Kühlschrank leer ist und man Chromteile nicht essen kann“, so Rainer.
Als er er mehrere Wochen in den USA verbrachte standen an jeder Ampel Böcke mit 280er Gummi herum. Der Hype um Biker Build-offs und Orange County Choppers hatte zweifellos seine Spuren hinterlassen. Der Entschluss, dass ein solcher Reifen auch seiner betagten Shovel gut stehen würde, reifte relativ schnell.
FX Shovelhead mit Breitreifenschwinge
Zuhause in Deutschland telefonierte er die Größen im deutschen Custom-Geschäft ab, aber außer Bemerkungen wie „Mit einer extra für Deine alte Shovel angefertigten Breitreifenschwinge willst Du wohl den Wert verdoppeln“ kam nicht viel dabei raus. „Die sind eben alle nur auf Mädchen-Harleys mit gummigelagerten Motoren spezialisiert,“ meint Rainer resigniert. Doch es gab dann doch noch einen Lichtblick. SCS in Balingen war bereit, ein Einzelstück zu fertigen.
Stolz baute der Selfmade-Schrauber Schwinge und 280er ein, doch dann fing der Spaß erst richtig an. Das Verbreitern des CPO-Hecks war die geringste Arbeit. Durch das breite Rad lief die Kette jetzt außen am Rahmen vorbei. Das Getriebe musste entsprechend 65 Millimeter nach außen, was mit dem originalen Viergang-Getriebe total bescheuert aussah.
Die FX Shovelhead bekam eine Evo-Schaltbox spendiert
RSD wollte Rainer auf keinen Fall, da eine Shovel seiner Meinung nach ohne Kicker keine Shovel mehr ist. „Da könnte ich auch gleich gummigelagerte Motoren mit Einspritzung fahren“, empört er sich. Also baute er eine 1986er Evo-Schaltbox ein.
Aus optischen und auch Gewichtsgründen fertigte er mithilfe dreidimensionalem CAD und einer potenten CNC-Maschine in 39 Stunden Fräszeit einen komplett neuen Primärdeckel. Und damit im großen Loch zwischen Primär und Motor im Winter keine Mäuse nisten, wurde der Ölfilter dorthin verlegt. Gabelbrücken von RST und 22 Zentimeter längere Standrohre runden das Bild ab.
Der Selfmade-Auspuff macht seinem Namen alle Ehre
Auch die unteren Gabelcover sind selbst gedreht. Darin sind die Bremsleitungen versteckt, Kabel und Gaszug verschwanden im Lenker. Der Selfmade-Auspuff macht seinem Namen „Skirtlifter“ alle Ehre: Damen in luftigen Kleidchen, die ihm zu nahe kommen, stehen unversehens untenrum ziemlich entblößt da.
Erwähnenswert ist auch der Tank. Den ließ sich der Moerser nämlich nach seinen Vorgaben bei Vision Design in Thailand (!) herstellen. Allerdings musste dieser dann doch nochmal in Deutschland an einigen Stellen nach- sprich benzindicht geschweißt werden.
„Zeit, über ein neues Projekt nachzudenken“
Und weil Rainer zu wenig Kanten am Bike waren, fing er an, das Bike mit selbst gedrehten spitzen Kegeln zu garnieren. „Nun stimmt das Bild. Und die blutige Haut, die sich ab und an bei Reparaturen an den Spitzen findet, lässt sich mit Wasser abwaschen“, scherzt der Erbauer, „schade ist bloß, dass ich nichts mehr finde, was ich noch ändern könnte. Zeit also, über ein neues Projekt nachzudenken.“