Sieht aus wie aus Vorkriegszeiten, läuft aber zuverlässig und flott überall hin: Mit Augenmaß und Sachverstand entstand aus dem Teilehaufen einer Harley-Davidson FLH eine Shovelhead im Vintage-Look.

Lässig tritt Rudi die Kupplungswippe nach unten, schiebt per Hand den Gang rein und beschleunigt das vermeintlich antike Motorrad in wenigen Sekunden auf Landstraßentempo. Wenn der Hamburger seine eigene Shovelhead bewegt, wirkt alles ganz einfach. Kein Wunder, Mensch und Maschine sind perfekt aufeinander eingespielt; schließlich treibt Rudi die Shovelhead im Starrrahmen bereits seit mehr als zehn Jahren über die Straßen.

Mit der schmalen 19-Zoll-Bereifung ist das Bike verdammt wendig

Dass er dabei die Grenzen der Hansestadt regelmäßig verlassen hat, belegen unzählige Geschichten des Inhabers der Custom Garage Hamburg. „Ich war damit bei den Jokers in Schweden, bei der Hot Rod & Custom Show in Belgien und auch schon in Norrtälje. Immer auf eigener Achse“, lässt Rudi keinen Zweifel an der unbedingten Haltbarkeit des alten Shovelhead-Motors aufkommen.

Harley-Davidson FLH von 1953 als Basis

Überhaupt Norrtälje: Als Rudi bei der Custom Bike Show nördlich von Stockholm eine Indian im Vintage-Look entdeckte, gab das den Startschuss für sein eigenes Projekt. Er erinnert sich: „Schlank und mit 19-Zoll-Rädern vorne und hinten, das war damals etwas völlig Ungewohntes. So etwas wollte ich auch haben.“

Der breite Lenker betont die ansonsten schlanke Linie

Zurück in der Heimat begann er gemeinsam mit Kumpel Fritz die Vintage-Harley zu realisieren. Rudi fand einen originalen Harley-Starrrahmen des Baujahrs 1953, eine ebenfalls originale Springergabel, dazu einen ’82er Shovelhead-Motor mit 1340 ccm sowie ein Vierganggetriebe. Beinahe alle anderen Teile baute der professionelle Schrauber eigenhändig in seiner Werkstatt nördlich von Hamburg – etwa den Alutank, den Lenker oder die trickreich geformte und mit Federbefestigung versehene Auspuffanlage.

Der Motor geht verdammt gut

Auch der Motor erhielt eine Spezialbehandlung, sollte er doch einerseits zuverlässig laufen, auf der anderen Seite die oben beschriebene, lässig demonstrierte Leichtigkeit aufweisen. Also wurde die Kurbelwelle um zwei Kilo erleichtert, neue Kolben heben die Verdichtung auf 10 : 1 an. Eine Nockenwelle von Leineweber öffnet die Ventile länger und die Zylinderköpfe erhielten eine Spezialbehandlung vom Motorenspezialisten Bernd Kramer/Milwaukee Iron Shop. „Mehr als die originalen 1340 ccm braucht der Motor nicht“, nickt Rudi, „der geht auch so verdammt gut.“

Wolf im Schafspelz: Dieser Shovelhead kann viel mehr, als die Optik verspricht

Fritz hingegen kümmerte sich als gelernter Zahntechniker um sämtliche Messingteile am Bike. Und das sind nicht wenige. Vom Bremspedal über den Handschalthebel bis hin zum Rücklicht goss Fritz jede Menge Teile aus dem edel schimmernden Material. Am Ende fand auch der TÜV-Prüfer den Neuaufbau überaus akzeptabel und ermöglichte eine legale Zulassung.