Mit dem provokanten Slogan „Two wheels to the grave“ beschreibt sich Scott Jones, der Betreiber von Noise Cyles. Wir haben den erfolgreichen Customizer in Santa Ana besucht und uns seine Harley-Davidson FLH von 1977 genauer angesehen.

Es ist historisches Gebiet, in dem sich der Wahlkalifornier niedergelassen hat. Nur wenige Meilen entfernt war in den 70ern der legendäre Shop „AEE Choppers“ von Tom McMullen beheimatet. McCullen war es auch, der seinerzeit das Street Chopper Magazine veröffentlicht hat.

Rednecks, SoCal und Straight Edge

Doch zurück zu Scott Jones: Scott hat über 30 Jahre Erfahrung mit dem Bau von Motorrädern. Aufgewachsen ist er in Kitty Hawk, North Carolina. Das ist der Ort, in dessen Nähe die Gebrüder Wright ihre ersten Flugversuche machten. Bereits als Schüler legte sich Scott sein erstes Bike zu. An der Honda, mit der er in die Schule fuhr, lernte er das Schrauben.

Das „Chaka Khan“ getaufte Bike stammt aus dem Herbst 1977

Doch das Leben bei den Rednecks ist für einen aufgeschlossenen jungen Burschen nicht immer einfach. Scott eckte oft mit seinen erzkonservativen Landsleuten an. Deshalb entschied er sich, an die Westküste zu ziehen. Im liberalen Südkalifornien fand er genau die Freiheit, die ihm vorschwebte. Zudem ist hier das Wetter für Biker fast durchgehend besser.

Scott wollte nicht im High-Speed-Rausch unter die Räder zu kommen

Dennoch musste er einiges in seinem Leben ändern. Die von ihm favorisierten Sportbikes wurden auf Dauer zu gefährlich. Um nicht im High-Speed-Rausch unter die Räder zu kommen, wechselte Scott sowohl die Gattung seiner fahrbaren Untersätze als auch seine Einstellung zum Leben. Er krempelte es komplett um und entschied sich, ab sofort straight edge zu leben. Kein Alkohol, keine Drogen und vegane Ernährung.

Auch der Mousetrapp spendierte der stilsichere Scott eine selbstgemachte elegantere Abdeckung

Bevor er seinen eigenen Shop eröffnete, arbeitete Scott für so illustre Kollegen wie Chica, Ian Barry von Falcon Motorcycles oder Jesse James von West Coast Choppers. In diesen Jahren lernte Scott viel, stellte aber auch fest, dass sein Talent verschwendet war und manche Ideen von anderen benutzt wurden.

Eine Harley-Davidson FLH 75th Anniversary als Basis

So reifte der Entschluss, sich selbstständig zu machen. Noise Cycles war geboren. Erste Produkte waren selbst entwickelte Lenker, die von japanischen Vorbildern inspiriert waren. „Ich mochte die japanische Szene schon immer. Die Schrauber dort erschaffen mit wenig Einsatz großartige Produkte und wissen viel über die Harleys aus der Pre-Evo-Zeit.“

Buntglasfenster mal anders: Die Sissybar garnierte der junge Customizer mit Glasscheiben, die von der Hippiekultur inspiriert sind

Inzwischen stehen aber meist Harleys mit Pan-, oder wie im Fall des hier präsentierten Bikes, Shovel-Motoren auf der Werkbank. Das „Chaka Khan“ getaufte Bike stammt aus dem Herbst 1977 und war damals als 75th-Anniversary-Modell in Milwaukee vom Band gelaufen. Daran erinnert aber kaum noch etwas.

Der Shovel der Harley-Davidson FLH stammt von 1978

Mit starr gelegtem Heck und geändertem Lenkkopf wirkt das Bike jetzt kompakter. Der hochglanzpolierte Motor stammt übrigens aus 1978 und ist per Beltdrive mit dem Vierganggetriebe verbunden. Die Kupplung wird über eine Mousetrapp neben dem vorderen Zylinderkopf bedient. So sind geringere Handkräfte nötig, was den schlanken Kupplungshebel ermöglicht.

Das formschöne Blech im Rahmendreieck verdeckt den Bremssattel

Ansonsten ist der Lenker aus eigener Herstellung clean gehalten, da Scott auf eine vordere Bremse verzichtet hat und der Gaszug im Lenker verläuft. Für die Sicherheit sorgt eine Scheibenbremse hinten. Besonderen Wert legt Scott auf Details. Für die stupsnasige Lampenverkleidung brauchte er drei Versuche, bis er damit zufrieden war. Auch das schicke Verkleidungsblech im Rahmendreieck, das den Bremssattel verdeckt, entstand in Handarbeit. Scott fand den H-D-Bremssattel zu hässlich und versteckte ihn deshalb hinter dieser Eigenkreation. 

Info | instagram.com/noisecycles