Dieses Motorrad mit einem Harley-Davidson Flathead Seitenventiler von 1937 ist gebaut wie ein Panzer und garantiert rostresistent.

Dänen-John hat seinem Modell U aus dem Jahr 1937 so etwas wie das ewige Leben verpasst, denn sämtliche metallenen Oberflächen sind annähernd unverrottbar korrosionsgeschützt beschichtet. John ließ Rahmen, Fender und vieles mehr heißverzinken, dass ist die gleiche Methode, die für Laternenpfähle und Verkehrszeichenmasten verwendet wird. „Das Bike kann 30 Jahre im Freien stehen, ohne zu rosten“, ist sich der Erbauer sicher.

Nicht irgendeine Harley-Davidson Flathead sollte es sein …

John Hansen lebt in einem Vorort von Kopenhagen und arbeitet als Ingenieur in der Baubranche. Privat begeistert er sich für schwere Maschinen: Dampflokomotiven, Traktoren, Militärfahrzeuge, Dampfwalzen, all solche Sachen. Robuste, stark dimensionierte Bollwerke, die für den schweren täglichen Einsatz in jeder Art von Wetter erdacht worden sind.

Gleich zwei Lenkungsdämpfer kümmern sich um die Fahrstabilität

Seine erste Harley war eine WLC 750. Seitdem ist er von Seitenventilern angefixt und es dauerte nicht lange und er sah sich nach einem der großen Flatheads um. Aber nicht irgendeine Flathead sollte es sein. John wollte die Krone, eine ULH mit satten 80 Kubikinches (1310 ccm) und hoher Verdichtung.

1937 hat die Harley-Davidson Flathead 395 Dollar gekostet

Doch solch ein Gerät ist schwer zu finden. Schließlich bot sich ihm die Chance, ein Modell U zu erwerben, mit 74 Kubikinches und normaler Verdichtung. Das Motorrad stand in Stockholm. John fuhr in den hohen Norden und kaufte sie. Es war ein Modell von 1937, das aber seltsamerweise die Zylinder und Köpfe einer VL von 1930 trug.

Die gierigen Auspuffenden hatte bereits der Vorbesitzer installiert

Dänemark ist bekannt für seine haarsträubend hohen Importzölle für Autos und Motorräder. Aber in Johns Fall war es nicht so schlimm, da die Steuern auf den ehemaligen Neupreis eines Fahrzeugs erhoben werden. Relevant war also, was die Flattie im Jahr 1937 gekostet hatte; das waren 395 US-Dollar.

Absolut problemlos schnurrender 74 cui-U-Motor

Ein Jahr später fand John einen echten alten ULH-Motor bei George’s Antique Motorcycle Trader in Kalifornien, einem Shop, der sich auf amerikanische Motorräder und Ersatzteile spezialisiert hat, die älter als 50 Jahre sind. Johns ursprünglicher Plan war es, mit seiner Frau in Kalifornien Urlaub zu machen und bei der Abreise den ULH-Motor mitzunehmen, um diesen zuhause gegen den kleineren U-Motor zu tauschen.

Form follows Funktion: Die Technik soll sichtbar und robust sein

Letztendlich hat er es aber nie übers Herz gebracht, den absolut problemlos schnurrenden 74 cui-U-Motor rauszuschmeißen. 4.000 Dollar hat er für das ULH-Triebwerk berappt, ein astreiner Evo wäre nicht viel teurer gewesen. Aber das interessierte den Dänen nicht, er wollte nicht fahren, was alle haben.   

Eine schwere, solide, robuste Industrie-No Bullshit-Traktor-Lok-Harley!

Und auch äußerlich sieht seine Flathead nicht aus, wie etwas, was alle fahren. Der Ingenieur, der sichtbare Technik liebt, verpasste dem Bike gut sichtbar angebaute Lenkungsdämpfer auf der Oberseite des Benzintanks – so kann er, wie bei alten Dampflokomotiven, sehen, wie sich die Kolben und Stangen bewegen.

Urige Kombination aus Vergangenheit und Moderne

Gussräder aus späteren Harley-Modellen waren perfekt für das, was John schaffen wollte: eine schwere, solide, robuste Industrie-No Bullshit-Traktor-Lok-Harley! „Gamle Ørn“ (zu deutsch: Alter Adler) hat der Kopenhagener seine Traummaschine genannt und er nutzt sie seither für viele lange Touren in ganz Europa.