Sieht auf den ersten Blick nicht so aus, ist aber so: Bis auf Rahmen, Motor und Gabel strickte der Ride-Inn-Shop in Löhne diese Harley-Davidson Fat Boy fast vollständig um.

Ich möchte dieses Mal etwas Reisetaugliches haben“, verkündete Kunde Michael S., „und natürlich nichts von der Stange!“ Nun muss man wissen, das der Kunde nicht irgendein Kunde war, sondern ein so genannter guter Kunde bei Ride-Inn in Löhne. Das Team um Frank Schmiedekamp hatte schon mehrere Motorräder für diesen Harley-Enthusiasten aufgebaut, man kannte sich also.

Harley-Davidson Fat Boy mit Twin Cam V2

Nach dem ersten Brainstorming stand fest: Die Basis für den Umbau sollte eine Fat Boy Special mit Twin Cam V2 bilden. Und über noch etwas war man sich schnell einig: Der grundsätzliche Charakter der Fat Boy sollte erhalten bleiben. Die „Special“ sollte es sein, weil diese, anders als die Standard-Fat Boy, die gebürsteten Aluminiumoberflächen an Motor, Deckeln, Auspufftöpfen und anderen markanten Stellen aufweist.

Das Frontend bekam Zusatzscheinwerfer und wurde komplett in Mattschwarz getaucht

Diese Art seidenmatt schimmernder Alu-Oberflächen war von den Erbauern explizit erwünscht und wurde später für andere Bauteile wie zum Beispiel die Felgenhörner sogar übernommen. Apropos Räder: Die originalen, gegossenen 17-zölligen Scheibenräder mussten bildschönen, CNC-gefrästen Vielspeichen-Rädern von Thunderbike weichen. Um vom Ballonreifen-Feeling wegzukommen, entschloss sich das Team in Absprache mit dem Kunden, vorne und hinten auf 18-Zöller zu wechseln. Abrollverhalten und Handling verbessern sich damit und spielen der Reisetauglicheit somit in die Hände.

„Wir wissen doch, wo die Flex in der Werkstatt hängt“

Der Knackpunkt war nur: Jetzt passten die Serien-Fender nicht mehr. „Macht nichts, wir wissen doch, wo die Flex in der Werkstatt hängt“, war die Reaktion. Als gelerntem Karosseriebauer ist Frank Schmiedekamp ohnehin kein Blech heilig, also: Anwerfen die Trennscheibe. Ruckzuck war der Heckfender der Länge nach aufgetrennt und schmaler gemacht.

Die Felgenhörner schimmern in seidenmattem Alu-Finish und wurden mit roten Zierstreifen optisch aufgewertet. Auch schick: Der gelochte Riemenschutz

Danach wurden noch die Fenderstruts gekürzt und das originale Lochbild der Verschraubung nach vorne versetzt. Doch irgendwie war das immer noch nicht der Schrauberweisheit letzter Schluss. Der jetzt zwar schmalere Heckfender erwies sich optisch als viel zu lang. Mechaniker und Mitdesigner Marko schwang also einen schwarzen Edding-Stift und siehe da, plötzlich war klar, wo die Flex noch mal ran musste. „So passen dann auch wieder Biegeradius des Fenders und Radius des Reifens zueinander“, meinte Marko beiläufig, dem Bike schon wieder den Rücken zugewandt.

An die Front kamen zwei zusätzliche Lampen

Die Heckpartie des Bikes entstand also durch Trennen, Schmälern, Kürzen und wieder zusammenfügen. Das Hinterrad mit dem 200er Reifen ist jetzt optisch deutlich präsenter und der moderne Kennzeichenträger mit LED-Rück- und Kennzeichenleuchte setzt das i-Tüpfelchen. Und da man hinten reifentechnisch etwas breiter geworden war als in der Serie, wurde vorne ein entsprechender Kontrapunkt gesetzt: An die Front kamen zwei zusätzliche Lampen, wie das komplette übrige Frontend in edel schimmerndes Mattschwarz getaucht.

Schöne gefräste 18-Zoll-Räder ersetzen die serienmäßigen Scheibenräder. Deshalb mussten auch beide Fender umfassend neu gestaltet werden

Beim Frontfender dann das gleiche Spiel wie oben beschrieben: Das Teil, hervorgekramt aus der Löhne’schen Asservatenkammer, passte zunächst überhaupt nicht. Die Flex kam wieder zum Zuge. Jetzt ist das Schutzblech schmaler und vorne und hinten kürzer und passt auf das Vorderrad wie der Deckel zum Topf.

Harley-Davidson Fat Boy mit angepasster Ergonomie

Custom-Sitz und Lenker wurden der Ergonomie des künftigen Besitzers angepasst, für gelegentlichen Soziusbetrieb existiert ein vom Sattler maßgeschneidertes Saugnapf-Sitzbrötchen. Der weiß-schwarze Mehrfarbenlack ist gemäß den mattierten Alu-Flächen ebenfalls in Seidenmatt ausgeführt. Eine schöne Idee: Die roten Zierstreifen finden sich auf den Felgenflanken wieder.

Das finale Gesamtkunstwerk kann sich sehen lassen: Ein bequemes, zuverlässiges Bike der ikonischen Fat-Boy-Generation. Mit sehr guten Reisequalitäten, ohne optische Effekthascherei sehr zurückhaltend und geschmackvoll designt. Eine wirklich schöne Arbeit von Ride-Inn in Löhne.

Info | ride-inn.net