Damit keine Irritationen entstehen: Nein, mit dieser Harley-Davidson Fat Bob will kein Mensch in schwerem Gelände herumwühlen, aber der Schritt mit den anderen Bereifungsgrößen geht in die völlig richtige Richtung.

Sie fuhr die ganzen Jahre so schön, die Fat Bob, als sie noch eine Dyna war. Einst eines der fahraktivsten Motorräder von Harley-Davidson, wurde sie als Softail ein Opfer des Größenwahns. Weiß ja jeder, dass ein Motorrad unbedingt ein Vorderrad mit 150 Millimetern Breite tragen muss. Bloß, die Entwickler aller anderen Motorradmarken wissen davon nichts. Selbst schuld, sollen sie doch in Ihrer Unwissenheit Bikes bauen, die handlich sind und wie von selbst ums Eck fahren.

Harley-Davidson Fat Bob – Gewöhnungsbedürftiges Einlenkverhalten

Doch das ist die Sache von Harley-Davidson nicht. Nein, die Herren in Milwaukee verschlimmbessern gerne mal. Wahrscheinlich war denen die unkomplizierte Fahrbarkeit der alten Fat Bob unheimlich oder gar ein Dorn im Auge. Jedenfalls haben sie ihre Absicht, destruktiv zu sein, konsequent umgesetzt. Die neue, zweifelsohne total spannend aussehende Softail Fat Bob ist ein stures Gerät geworden mit einem mehr als gewöhnungsbedürftigen Einlenkverhalten, das dem Fahrer viel Arbeit abverlangt.

Gelungen: Endzeit-Bob mit martialischer Optik

Genau wie der Autor dieser Zeilen sehen das auch die Mitarbeiter vom Vertragshändler in Bielefeld. Deshalb haben sie ihrer Custom-Fat-Bob völlig andere Rad-/Reifengrößen verordnet. Dazu Thomas Radojicic, Mastermind hinter dem Umbau: „Wir wollten ein Bike im Cross-Country-Stil bauen, mit dem man auch mal abseits der asphaltierten Straße fahren kann. Den Stil haben wir an die Endzeit-Filme der Mad-Max-Reihe angelehnt. Der Vintage-Lack im Used-Look unterstreicht die technischen Modifikationen.“

Harley-Davidson Fat Bob – Mad Max lässt grüßen

Fürs Fahrverhalten wichtigste Änderung ist eindeutig der Wechsel auf sinnvollere  Radgrößen. Das Vorderrad besitzt hier einen Felgendurchmesser von 19 Zoll, auf den die handlichskeitsfördernde Bereifung in der Größe 120/70-19 aufgezogen ist. Hinten tut es die Weltgröße 180/55-17. Die Räder selbst hat TTS hergestellt. Für das Vorderrad nutzte man die originale Nabe einer Road King, die Speichen und die Felge stammen aus eigenem Haus. Hinten setzten die Räderbauer auf die Nabe einer Slim, denn benutzt man als Nabe das Großserienbauteil eines Fahrzeugherstellers, ist der TÜV bei der Abnahme sehr milde gestimmt. Speichennippel aus Messing bilden einen schönen optischen Kontrast zu den ansonsten schwarz gehaltenen Rädern.

Die originale Fat-Bob ist leider ein stures Gerät geworden. Ein Umbau tut Not

Den martialischen Frontfender, in Geländemanier an der unteren Gabelbrücke montiert, bauten die Bielefelder Harleyaner ebenso in Eigenregie wie die Krümmer der Auspuffanlage, die in einem keck nach oben gerichteten kurzen Topf von Shark endet. Der originale Heckfender wurde unter den Struts gekappt und bei der Gelegenheit mit einem selbst gebauten, mittig platzierten Kennzeichenträger bestückt, der den originalen, an der Schwinge montierten „Bügel deer Schande“ überflüssig macht.

Harley-Davidson Fat Bob – Frontalangriff

Auch an der Front griffen die Bielefelder ein und steckten den ohnehin schon ziemlich exaltiert aussehenden originalen Flachbalken-Scheinwerfer noch zusätzlich hinter martialische Gitter. Ergänzt wird das Optik-Paket von selbst gefertigten Gabelprotektoren, Handschützern von SW-Motech und einer flacheren und hübscher bezogenen Sitzbank.

Ein gelbes Streuglas ist zwar geil, im überregulierten Germany-Deutschland aber leider nicht erlaubt

Und weil die Macher aus der Stadt, die angeblich gar nicht existiert, an ihrer Gelände-Bob verständlicherweise die serienmäßig montierten Vorverlegten gegen mittiger platzierte Rasten ersetzen wollten, bedienten sie sich geschickt aus dem großen Baukastensystem der Softail-Familie und schraubten die Komponenten der Schwester „Street Bob“ an. Hört sich leichter gesagt an als getan, denn auch auf der Primärseite musste das Cover der Street Bob dran, was wegen des internen Schaltgestänges Umbauten im Innern notwendig machte.

Die grobstolligen TKC-80-Schluffen sind natürlich kein Muss

Noch ein Hinweis an interessierte Endverbraucher: Selbstredend ist es auch möglich, die hier installierten grobstolligen TKC-80-Schluffen gegen Reifen mit gemäßigterem Straßenprofil zu tauschen. Brät ja schließlich nicht jeder andauernd mit irrem Blick in der Wüste hinter Mel Gibson alias Mad Max her, um dessen kilometerlange Staubfahne zu fressen.

Kontakt  www.hd-bielefeld.de