Mikko Takala aus Finnland schloss einen Deal mit seinen Kumpels Sami und Spöke ab: Seine beiden Buddies würden einen langen dunklen finnischen Winter damit verbringen, seine Harley-Davidson Early-Shovel umzubauen.

Der Knackpunkt war: Mikko durfte sich in keiner Weise in den Umbauprozess einmischen, nicht mal  Bilder durfte er sehen, und schon gar keine Fragen stellen über das, was die Jungs machten! Ziemlich harter Stoff also! Als er das Motorrad dann nach der Fertigstellung zum ersten Mal sah, war er positiv geschockt – vor allem, weil es eine Replik derjenigen Vordergabel trug, von der Mikko schon immer geträumt hatte: Die von dem legendären John Harman in den 1970er Jahren geschaffene Harman-Girder.

Glück gehabt mit der Wette … hätte auch anders ausgehen können

Doch der Reihe nach: Alles begann mit einer Flasche Koskenkorva, oder vielleicht zwei. Mikko Takala, von Beruf Fahrer eines Holztransporters, fuhr mit seinem Kumpel Sami Järvelä zu einer Sommerparty. Er hatte Sami in einem finnischen Fährhafen kennengelernt, als Mikko gerade mit seiner neuen Street Glide von einer Italien-Tour zurückkam. Sami und Spöke waren gerade auf dem Weg nach Süden, um eine ähnliche Reise zu machen, allerdings saßen die beiden auf Langgabel-Choppern mit alten Big-Twin-Motoren. „Als ich die Öfen der beiden sah, hat es bei mir klick gemacht.“

Die Wette um Mikkos Harley-Davidson Early-Shovel nahm seinen Lauf

Jedoch, seine Street Glide in einen Chopper zu verwandeln, schien keine realistische Alternative zu sein. Aber Mikko besaß noch eine Harley, eine Early Shovel, die aufgrund dauernder technischer Probleme die meiste Zeit in seiner Garage rumstand. Und irgendwann landete Mikko in einer typisch finnischen Situation mit Sami – in einer Sauna mit viel Wodka und Bier. Sami versprach Mikko, ihm mit seiner Shovel zu helfen. Zunächst war nur von einem Starrrahmen und einem neuen Benzin- und Öltank die Rede. Doch mit jedem Drink stieg der Ehrgeiz und schließlich wurde eine komplette Umgestaltung beschlossen.

Minimaler Federweg hinter der geschobenen Schwinge: exakt wie beim Original

Im Vollsuff werden manchmal Sachen abgemacht, die in nüchternem Zustand niemals zustande kommen würden. Doch nicht in diesem Fall. Sami hat sich tatsächlich mit seinem Freund Spöke in Verbindung gesetzt, der ein großer Fan von Johnny Cash ist und das Personal Jesus-Thema aufs Tablett brachte, was für Mikko in Ordnung war. Sami und Spöke sind seit ewiger Zeit beste Freunde. Sie selbst sagen von sich, sie seien Brüder, lediglich mit verschiedenen Eltern. Die beiden leben 300 Kilometer voneinander entfernt, treffen sich aber, so oft es geht.

Ein nervenaufreibender Winter

In ihrer Freizeit bauen sie Motorräder, nicht professionell, aber immerhin haben sie ihren Custom-Garagen schon Namen gegeben. Samis Workshop heißt „Sika-Garage“, Sika bedeutet auf Finnisch „Schwein“. Spökes Werkstatt heißt wegen der Ähnlichkeit zum Namen seiner Heimatstadt Lievestuore „Livingstone Choppers“. Im Herbst dann brachte Mikko seine Shovel zu Sami nach Rauma, einer 40000-Einwohner-Stadt an der Ostseeküste Finnlands. Dort bekam er die klare Ansage, dass er sein Bike erst wieder im April auf der Tampere Hot Rod & Rock Show wiedersehen würde.

King & Queen, Sissy-Bar, Harman-Gabel … ist schon ganz geil so!

Dann begann für Mikko ein nervenaufreibender Winter. Die Jungs ließen keinen Mucks verlauten über das, was sie ausbrüteten. „Das wirst Du dann im April ja sehen“, war die lapidare Aussage. Und obwohl Mikko kein Mitspracherecht hatte, war bekannt, dass er unbedingt ein Harman-Frontend wollte, denn diese Gabeln werden wieder produziert. Sami erzählt: „Wir haben Mikko einen Bären aufgebunden und ihm erzählt, wir würden seine DNA-Springergabel lieber anpassen. Aber in Wirklichkeit hatten wir bereits beschlossen, dass Spöke versuchen würde, eine Harman-Replika zu bauen.“

Es wird mindestens eine weitere „Spirder“-Gabel geben

Spöke fing also an, Blaupausen für das Frontend zu machen. Für die Federung wählte er ein Paar Federn aus einer Luftpistole, die perfekt zu den 28 mm langen Gabelbeinen passen. Nach Fertigstellung schmückte er seine Gabelkreation mit Stolz mit einer Plakette mit der Aufschrift „Spirder 001“, ein Wortspiel für „Spöke’s Girder“. Und er schwor, dass er solch ein Ding nie wieder bauen würde. Aber dieser Schwur ist schon gebrochen, es wird mindestens eine weitere „Spirder“-Gabel geben. Spöke hat auch den Rahmen gebaut, und wie immer, wenn die beiden Freunde an einem Bike-Projekt arbeiten, übernahm Sami, sobald das Rolling Chassis fertig war.

Das Motto war fix, sonst nix

Sami ist der Blechmann, während Spöke für alles zuständig ist, was mit Drehen und Fräsen zu tun hat. Er zeichnet auch für das nette kleine Verwirrspiel verantwortlich, denn der vermeintliche SU-Vergaser ist gar keiner, sondern ein Keihin Gleichdruckvergaser. Spöke hat dem Keihin durch ein selbst gedrehtes Oberteil lediglich das Aussehen einer SU-Gasfabrik verpasst. Auch die Zündung ist ein Einzelstück von Spöke, der eine Dyna S-Zündung mit einem alten manuellen Verteiler kombiniert hat. Irgendwann war April und endlich konnte Mikko in Tampere zum ersten Mal einen Blick auf seinen neuen Chopper werfen.

Eine perfekte Harley-Davidson Early Shovel als Langgabler

„Ich war total hin und weg, das Bike ist so perfekt! Und dann auch noch einem Harman Frontend. Wie geil ist das denn!? Derzeit ist noch ein bisschen bürokratisches Zeug zu erledigen, um die legale Zulassung zu erlangen. Aber Mikko glaubt nicht, dass das ein Problem werden wird, denn das Bike ist von der Basis her von 1967, also ein Oldtimer. Er fährt seinen persönlichen Jesus mit Kurzzeitkennzeichen, so oft er kann und hat sogar seinen Street Glide verkauft. Dazu Mikko: „Dieses Bike ist in jeder Hinsicht das bessere Gerät, warum sollte ein blöder Twin Cam in meiner Garage Staub ansetzen?“