Dieser außerirdische Chopper mit Early Shovel überwindet die Schwerkraft und hinterlässt im Vorbeiflug offene Münder. „Wer zu den Sternen will, kann nicht anfangen zu improvisieren“, so Alessandro Pacelli, Gründer und treibende Kraft der italienischen Teileschmiede Kustom Tech.

Mit seinem „Kosmic“-Chopper hat Alessandro ein strahlendes Abbild seines Könnens erschaffen. Und wenn schon die Gesetze von Raum und Zeit keine Gültigkeit mehr haben, eines bestätigt sich immer: Harte Arbeit und ehrliches Handwerk zahlen sich aus. Für Alessandro Pacelli begann der Countdown, lange bevor er sein Space-Programm namens Kustom Tech ins Leben rief. Bereits Anfang der 90er Jahre zeigte sich sein Talent – er fertigte damals Gabelbrücken für die Sportster, die sich verkauften wie geschnitten Brot.

Der Rahmen wurde nach Alessandros Vorgaben bei Hogtech in Schweden gefertigt

Und schon früh konnte jeder sehen, dass der bescheidene Ingenieur aus Florenz goldene Händchen und ein untrügliches Gespür für den richtigen Style hatte. Seine wunderschönen Customparts überzeugten in den vergangenen Jahren zahllose Bikebuilder diesseits und jenseits des großen Teiches, der anhaltende Erfolg der Firma Kustom Tech zeigt dies eindrucksvoll.

Harley-Davidson Early Shovel Space-Chopper

Mit der „Kosmic“ präsentierte Alessandro sein bisher persönlichstes Showbike, einen Space-Chopper aus dem 23. Jahrhundert, Easy Rider mit Luke Skywalker in der Hauptrolle. Pacelli konnte sich dabei aus dem riesigen Fundus seiner Kreativität und Erfahrung bedienen. Der Mann weiß, was stylemäßig angesagt ist, etwa der Lexan-Windschild in Verbindung mit einem ultra-engen Rabbit-Ear-Lenker. Oder der geschwungene Tank auf einem Vierkant-Rahmen.

Die Gabelfedern sitzen direkt auf den Auslegern der geschobenen Kurzschwinge

Auch handwerklich macht dem schlanken Italiener so leicht keiner was vor, Änderungen und Teilelisten sind länger als das Vorstrafenregister von Darth Vader. So weist der Rahmen deutliche Abweichungen zur originalen Straightleg-Geometrie auf, Pacelli selbst hat ihn per CAD seinen Wünschen angepasst. Gefertigt wurde er von Hogtech in Schweden.

Das komplette Frontend hat Alessandro selbst gefertigt

Die Räder sind originale Invader-Teile aus den USA, das komplette Frontend hat Pacelli aber selbst gefertigt. Die Gabelfedern sitzen direkt auf den Auslegern der geschobenen Kurzschwinge. Diese sind extralang ausgeführt, um den Nachlauf zu verringern und die Fuhre besser lenken zu können. Die mechanischen Bremszylinder vorn werden per Seilzug aktiviert, das Kettenblatt ist schon seit langem ein Bestseller von Kustom Tech.

Motorgehäuse und Getriebe sind nagelneue Originale aus den 60ern

Überhaupt ist fast jedes Teil an der Kosmic von Pacelli selbst designt und größtenteils auch selbst hergestellt. Bevor sämtliche Teile zur Endmontage zu Custom Design gingen, machten sich noch die Jungs von „Anvil’s Disciples“ aus Pisa daran, mit Hammer und Amboss den Tank zu klöppeln, den Alessandro vorher aus Pappe vordesignt hatte. Da werden Erinnerungen an die durchgeknallten AEE-Bikes der 60er Jahre wach, die schon damals auf ein Science-Fiction-Design setzten, das mit ein paar ordentlichen Zügen „Schwarzer Afghane“ angereichert war.

Ein echter Early Shovel, kunstvoll aufgebaut

Als dann so weit alles fertig war, sollte noch der Raketenantrieb der Kosmic folgen: ein echter Early Shovel, kunstvoll aufgebaut von Luca „Pluggy“ vom Shop 74 aus Treviso. Der Knaller sind das NOS-Top-End und ein Getriebe aus unbenutzten Originalteilen. Das fand sich im Keller von Roberto Rossi, ehemals Harley-Händler in Mantova. Die Getriebeteile war Teil des Ersatzteilkonvoluts von AMF Aermacchi, das in den Wirren um den Verkauf an Cagiva in den sechziger Jahren einfach liegen blieb.

Als Lampen benutzt Alessandro drei stilechte Rückfahrscheinwerfer von Hella für den VW Käfer

Der auf Hochglanz polierte Bolide der Kosmic bollert bereits beim zweiten Kick freudig los und lässt den Warp-Antrieb von Spock und Co. weit hinter sich. Selbst ein so radikales Design wie dieses bleibt durchaus fahrbar, wenn man wie Alessandro seine Hausaufgaben in Geometrie gemacht hat. Schwierig wird die Lady nur bei langsamen Kehren, ansonsten richtet Captain Pacelli ihre lange Gabel zielgenau auf Kurs, das Kosmic Girl zieht wie mit dem Laser gezogen ihre Bahn. Ein Ritt wie auf einem Kometen. Einen Hemmschuh gibt es dann doch noch: nach 5 Litern endet der Spaß und die nächste Tankstelle sollte auf der Flugbahn erscheinen. Zeit für Signore Pacelli, das Betanken während der Fahrt zu entwickeln.

Info | kustomtech.eu