Ursprünglich startete Olafs Begeisterung für Harleys im Jahre 1984, als er damals, noch mit seiner 80er-Honda, zu einem Harley-Treffen bei sich im Ort fuhr. Dort hatte er die Gelegenheit, als Sozius an der großen Ausfahrt teilzunehmen. Danach war er angefixt und für ihn war klar, irgendwann einmal selbst so ein Eisen besitzen zu wollen. Irgendwann war es soweit – eine Harley-Davidson Dyna Wide Glide sollte es werden.

Es sollten allerdings zweiundzwanzig lange Jahre vergehen, bis er diesen Gedanken wieder aufnahm. 2006 kam ein Kunde mit dem Wunsch auf ihn zu, er solle für ihn und seine vier Kumpel deren Harleys zu einem Treffen am Plattensee in Ungarn transportieren. Unter der Bedingung, dass diese ihm für diese Zeit eine Leih-Harley besorgen, willigte Olaf ein. Die Teilnehmer hatten Glück mit dem Wetter und es wurde eine unvergessliche Woche mit tollen Ausfahrten. Zurück zu Hause befasste sich Olaf dann endgültig mit dem Gedanken, selbst eine Harley anzuschaffen.

So soll das sein: Nach jedem Winter sieht die Dyna ein wenig anders aus

Als im Jahr 2009 sein bester Freund Ulli mit nur 40 Jahren an Multipler Sklerose verstarb, gab das den letzten Anstoß. Worauf sollte er warten? Im gleichen Jahr sah er erste Bilder der neuen Harley-Davidson Dyna Wide Glide und war ihr sofort verfallen. Und da er sich mit dem örtlichen Dealer nicht handelseinig wurde, bemühte sich Olaf um einen Eigenimport aus England, der sich zu der Zeit finanziell lohnte. Das dabei gesparte Geld wollte er später in Umbauten investieren.

Die nagelneue Harley-Davidson Wide Glide wird umgebaut

Im November 2009 stand der lang ersehnte Bock endlich in Vivid Black in seiner Garage. Dann musste er Mut aufbauen, denn es kostete ihn nicht wenig Überwindung, sich als absoluter Customizing-Novize an den Umbau des nagelneuen Geräts zu machen. Er hatte aber bereits ein Konzept im Kopf: Möglichst viel Schwarz und Chrom spielte dabei eine Rolle. Zuallererst wurde das Frontend zerlegt, die Gabelbrücken und alle anderen Aluteile schwarz lackiert. Weiter ging es mit dem Anfertigen von Gabelcovern und Achscovern in Schwarz sowie der Montage von Faltenbälgen aus dem Zubehör, um eine durchgehend dunkle Optik zu erreichen.

Die Verkleidung schnitzte sich Olaf aus einer verunfallten E-Glide-Fairing

Danach machte er sich an die vorderen Blinker, die durch schwarze Lenkerendenblinker von Kellermann ersetzt wurden. Und da der Winter noch etwas andauerte, wagte er sich auch noch ans Heck. Hier wurden das originale mittige Rücklicht sowie die unsäglichen Harley-Blinker ersetzt durch All-in-one-Rücklichter von Kellermann. Und weil Olaf ungern Kompromisse eingeht, verschweißte er das ehemalige Befestigungsloch der Serienblinker und ließ den Fender neu lackieren. Die Kellermänner wurden später durch welche von Highsider ersetzt, deren Sockel er nochmals kürzte.

Auch der seitliche Kennzeichenhalter ist selbstgebaut

Da er die Möglichkeit bekam, in der Maschinenbaufirma seines Freundes Klaus sämtliche Metallarbeiten durchzuführen, machte er sich danach an den Bau eines seitlichen Kennzeichenhalters aus drei Millimeter dickem Stahlblech mit entsprechender Beleuchtung. Als diese Arbeiten erledigt waren, wurde das Bike im Frühjahr 2010 erstmals zugelassen. Im Laufe des Jahres wurden noch die Tankembleme getauscht sowie die originalen Federbeine durch schwarze, 20 Millimeter kürzere von Progressive Suspension ersetzt. Für die unschöne Zündspule fertigte er noch ein Cover aus Lochblech mit verdeckter Verschraubung.

Bei dem vielen Schwarz liegt der Name nahe

Nach Einbau eines „Big Sucker“-Luftfilters von Ness und Slip-ons von Rush wurde das Mapping des Aggregats angepasst und deutlich verbessert. Das nächste Winterprojekt bestand darin, eine Aufbewahrungsmöglichkeit für Gepäck zu schaffen. Hierzu fertigte er einen Gepäckträger mit abnehmbarer Rückenstütze für längere Touren sowie einen aufklappbaren 5-Liter-Kanister mit Trägerplatte, alles schnell entfernbar. Angebracht ist der Kanister an der Schwinge – sehr praktisch, um kleinere Dinge wie Brille, Handschuhe usw. zu verstauen. Im darauffolgenden Winter wurde der originale Lenker gegen eine deutlich bequemere Hollywood-Bar von Thunderbike getauscht. Und weil er schon dabei war, wurden die originalen Harley-Riser von ihm gekürzt und mit neuen gedrehten Grundplatten versehen. Weiter wurden die Brems- und Kupplungsgriffe mit Löchern versehen und auch schwarz gepulvert.

Harley-Davidson Dyna Wide Glide mit 23-Zoll-Vorderrad

Auch im nächsten Winter sollte es ihm nicht langweilig werden, da sich Olaf auf der CUSTOMBIKE-SHOW von den damals aufkommenden großen Vorderrädern inspirieren ließ. Also wurde bei TTS ein radial gespeichtes Big-Spoke-Vorderrad in 23 Zoll geordert, schwarz gepulvert, aber mit Edelstahlnippeln. Nun musste natürlich ein Frontfender in 23 Zoll her, was sich damals allerdings als sehr schwierig erwies. Fündig wurde er nach langer Suche bei Fred Kodlin, wo er einen Rohfender erwarb, welchen er samt der Gabelaufnahmen selbst anpasste. Dann gefiel ihm das originale Speichenrad nicht mehr. Also ersteigerte er im Netz das Scheibenrad einer Softail Deuce, das natürlich ebenfalls schwarz gepulvert wurde. Und weil ihm nach dem Umbau die Größe des originalen Scheinwerfers nicht mehr passte, korrigierte Olaf die Proportionen mittels eines Fat-Boy-Scheinwerfers mit LED-Einsatz.

Das radial gespeichte, 23 Zoll große Big-Spoke-Vorderrad entstand bei TTS

Beim TÜV gab’s dann erst mal Ärger. Olaf hatte eine Mischbereifung aufgezogen (vorn Avon, hinten Dunlop), außerdem war das vorhandene Gutachten nur an ein 21-Zoll-Rad angelehnt. Somit bedurfte es einer Einzelabnahme mit Fahrtest. Bike-Farm-Chef Gerd Remmert erwies sich als guter Geist bei der Sache, nach fünf bangen Wochen waren die Räder schließlich eingetragen. Schwein gehabt! „Erfreulicherweise hat sich das Fahrverhalten dank des großen Vorderrades merklich verbessert, und schon damals geisterte in meinem Kopf die Idee herum, eine Fairing an das Moped zu bauen“, erzählt Olaf.

Ebenfalls selfmade: Seitendeckel-Cover „Night Glide“

Und da man ja schlecht aufhören kann, wenn man erst mal angefangen hat, war die nächste Maßnahme, eine neue, flachere Sitzbank mit Grundplatte anzufertigen. Hierzu konstruierte Olaf aus Blech eine tragende Unterkonstruktion für ein Gelsitzpolster, das er bei Maik in Bielefeld polstern ließ. Lackiert wurde das Ganze wieder in Vivid Black. Da er dem Bock mittlerweile den Namen „Night Glide“ verpasst hatte, fertigte er noch ein neues Cover mit Schriftzug für den Seitendeckel an. Zurück zu der vorher erwähnten Fairing. Als er Gerd Remmert mal wieder über sein neues Vorhaben befragte, sagte dieser, er habe noch eine defekte Verkleidung einer verunfallten E-Glide aus den 70ern, die er ihm mit den Worten „Nimm mit, mach mal“ schenkte.

Slip-on Endtöpfe von Rush

Die Fairing wurde von Olaf mit Glasfasermatten repariert, in Form und Breite verändert, angepasst und schließlich vom Lackierer geschwärzt. Die Halterung baute er natürlich selbst. Um die Verkleidung bei Bedarf schnell abnehmen zu können, wurden die originalen Schnellspanner von Harley verwendet. Ein Fachbetrieb fertigte eine unkaputtbare Polycarbonatscheibe auf Maß an. Um eine komfortablere Position für die Füße zu erreichen, besorgte sich der umtriebige Olaf aus dem Zubehör noch ein Paar kleinere Trittbretter. Die Halter dafür in einem für ihn angepassten Anstellwinkel fertigte er auch selbst. Kompliment Olaf, deine Night Glide ist wie aus dem Bilderbuch!