Die Harley-Davidson Dyna Switchback war von 2012 bis 2016 der agilste Tourer im Modell-Programm der Company – und so etwas wie die Vorgängerin der aktuellen Sport Glide.

Der große Star des Modelljahrs 2012 hieß Dyna Switchback. Ein variables Motorrad, das sich dank seiner Ausstattung auch für längere Touren eignet. Auf den ersten Blick zeigt sich eine starke Ähnlichkeit mit dem größeren Touren-Bruder, der Road King Classic. Scheibe, Gabel und die typische Ochsenkopflampe verlei­ten zur optischen Täuschung. Dementsprechend entscheidet sich Harley für einen Bruch mit der bisherigen Typisierung der Dyna-Modelle und nennt sein neues Baby in Anlehnung an die FL-Touring-Baureihe FLD Switchback.

Das bekannt ausgewogene Dyna-Fahrwerk gibt sich auch in der Switchback unaufgeregt, bügelt Unebenheiten unerschrocken weg und zieht spurtstabil seine Bahn. Einzig die deutlich eingeschränkte Schräglagenfreiheit durch die sehr früh aufsetzenden Trittbretter macht dem Fahrspaß einen mitteldicken Strich durch die Rechnung.

Die Switchback macht ihrem Namen jedenfalls alle Ehre: Scheibe und Koffer lassen sich schnell und ohne Einsatz von Werkzeug „switchen“. Beim Windschutz müssen lediglich zwei Federbügel nach oben gedrückt werden, dann kann die Scheibe nach vorne herausgenommen werden. Bei den Koffern funktioniert das leider nicht so lässig: An der Innenseite muss eine Verriegelung gelöst werden, woraufhin sich die Gepäckboxen – nach etwas Klopfen und Drücken – nach hinten wegziehen lassen.

Harley-Davidson Dyna Switchback mit Twin Cam 103

Die Hartschalenkoffer stellen glücklicherweise keine Beleidigung fürs Auge dar. Sie fassen insgesamt knapp 50 Liter und fügen sich fließend in die Form des Motorrads. Schade nur, dass sie keine Tragegriffe haben und dadurch unhandlich zu schleppen sind. Apropos schade: Wenn die Switchback schon auf dicken Tourer macht, hätte man ihr auch die obligatorische Schaltwippe spendieren können …

Im vollen Ornat wirkt sie wie ein Mitglied der Touring-Familie

Als einziges 2012er Dyna-Modell in Europa bekam die Switchback damals bereits den 103er Twin-Cam-Motor, der seit dem Modelljahr 2011 die Touring-Modelle befeuerte und schon 2006 erstmals in den exklusiven CVO-Versionen verbaut wurde. Etwas ganz Wichtiges fehlte jedoch. Das Soundmanagement, mit dem Harley an vielen anderen Modellen eine Auspuffklappe elektronisch steuerte und damit den Klang regelte, war an diesem Modell nicht vorhanden

Die 2-in-1-Auspuffanlage kostet Leistung

Außerdem kostet die vergleichsweise kleinvolumige 2-in-1-Auspuffanlage Leistung: Nicht dass der 1690er-V2 schwach auf der Brust wäre, aber im Vergleich fühlt sich der „kleine“ 96er Twin Cam keinen Deut schwächlicher an. Kein Wunder: Mit 76 PS leistet der 1690er-V2 in der Switchback sogar zwei PS weniger als der kleinere Twin Cam 96 in der Wide Glide.

Gekapselte Federbeine, Ochsenkopf-Scheinwerfer und das Reise-Ornat sorgen für Verwechslungsgefahr mit den FL-Tourern. Doch die Switchback profitiert von den bekannten Dyna-Tugenden und gibt sich entsprechend leichtfüßig

Auch fahrwerkstechnisch hat die Switchback einiges zu bieten. Ihr Dyna-Rahmen bekam eine komplette Überarbeitung der Fahrwerksgeometrie, wodurch das immerhin 330 Kilogramm schwere Motorrad in Fahrt geradezu gespenstisch handlich ist. Die hinteren Stoßdämpfer sind im sogenannten „Cigar Tube Look“ gekapselt, was ihnen einen schönen klassischen Look verleiht. Übrigens ist die Switchback die erste und einzige Dyna, deren Typenkürzel nicht mit FX, sondern in Anlehnung an die Touring-Modelle mit FL beginnt. Also FL für Touring und D für Dyna. Macht durchaus Sinn. FXDT wäre aber auch nicht schlecht gewesen …


Typen: FLD Dyna Switchback
Motoren: Twin Cam 103
Modelljahre: 2012 bis 2016