Emil wuchs in Schweden mit motorradfahrenden Eltern und Geschwistern auf, brauchte aber selbst eine ganze Weile, bis ihn der Biker-Virus befiel. Dann aber kam’s heftig. Hier zeigt er uns seine Harley-Davidson Duo-Glide, Baujahr 1964.

Nach seinem Schulabschluss gönnte sich der junge Skandinavier ein Jahr Auszeit, bevor es mit dem Studium weitergehen sollte. Emil zog nach London, fand dort schnell einen Job als Computerspezialist und warf bald all seine Zukunftspläne über Bord. Und obwohl er des Öfteren im Jahr Eltern, Geschwister und Freunde besuchte, ließ ihn das Heimweh nie los. Nach sieben Jahren in England zog es ihn schließlich doch zurück in die Kleinstadt Katrineholm, aus der er stammt.

Emil wuchs in Schweden mit motorradfahrenden Eltern und Geschwistern auf, brauchte aber selbst eine ganze Weile, bis ihn der Biker-Virus befiel

Hier im Südosten von Schweden hatte er seine Kindheit verbracht, die ihn prägte. Sein Vater war Mitglied im Stompers MC. Emil und seine zwei Brüder lernten früh, Dirtbikes zu fahren und waren auch oft mit dabei im Clubhaus. Später wechselte der Vater den Club und wurde Member bei den Unrootables. Seine daheim gebliebenen motorradfahrenden Söhne machten es ihm gleich. Was die Familie nicht wusste: Jung-Emil machte in England heimlich den Motorradführerschein und legte sich ein zweirädriges Gefährt zu, um besser durch die Stadt zu kommen. „Ich verrate aber nicht, was das für ’ne stinknormale Kiste war“, wehrt er unsere Nachfrage ab.

Harley-Davidson Duo-Glide mit Girdergabel

Zurück in Schweden sollte es dann endlich eine Harley sein. Emil bekam die Reste einer Duo-Glide von 1964 in die Hände. Dazu gehörten der Rahmen, ein 96er Stroker-Motor plus das Getriebe und der Öltank. Allerdings fehlten so essentielle Bauteile wie etwa Gabel und Räder. Letztere waren relativ schnell beschafft, wegen der Gabel fragte er die Clubbrüder, ob jemand ihm eine leihen könnte. Und siehe da: Ein Clubkamerad mit dem Spitznamen „UK“ hatte noch eine selbst gefertigte Girder mit extravagantem Lenker in der Garage liegen. Wie sich herausstellte, passte das Teil perfekt, Emil kaufte es sofort.

Die ganze Familie fährt Motorrad, hier der Vater mit seinen Söhnen

„Die Gabel hat eine Überlänge von sieben Inches. Die von meinem Bruder Joel kommt nur auf sechs. Yes, dem hab ich’s gezeigt“, freut sich der Nachwuchsbiker. Die Umbauten an seinem Bike hat Emil alle selbst durchgeführt. Natürlich standen sein Vater, die Brüder und auch andere Clubmitglieder mit sachkundigem Rat zur Seite. Zuerst wurde der bereits hubraumerweiterte Motor überholt. Emil modifizierte die Rockercover und baute die Schaltung auf Fußkupplung und Jockeyshift um.

A Bikers work is never done

Dank fehlender Vorderradbremse bleibt der gekreuzte Lenker hebelfrei. Ein offener Belt dient als Primär, die Strecke zwischen Getriebeausgang und Hinterrad überbrückt eine Kette. Für die Verzögerung ist eine einzige hydraulische Trommelbremse zuständig. Der von uns hier dokumentierte Zustand ist aber schon wieder Makulatur. Das Bike, das Emil nach einem Song seiner Lieblingsband Nocturnalia „Lady of the Woods“ genannt hat, wird kommende Saison schon wieder anders aussehen.

Den gekreuzten Lenker bekam Emil von einem Clubkameraden

Ich habe meinem Bruder Joel einen Starrrahmen abgekauft und werde den Antrieb über den Winter da hineinpflanzen. Dann fahren wir alle rigid“, erklärt Emil. Was wieder mal den viel zitierten Spruch als vollkommen richtiges Credo ausweist: „A bikers work is never done“.