Die schweizer Firma Harley-Heaven a.k.a. Bächli sorgte vor zwei Jahren für Schlagzeilen, entzog Milwaukee doch Aufgrund der One-Brand-Strategy dem erfolgreichen Vertragshändler den offiziellen Händlerstatus. So wurde aus dem altbekannten Harley-Heaven „Bächli-Motorcycles Heaven”, der neben Harleys auch für Triumph und BMWs eine Kaufplattform bietet. Bereits im Jahre 2017 feierte Bächli 50 Jahre Firmenjubiläum und hatte dazu eine Harley-Davidson Breakout zum Jubiläums-Bike umgebaut. Die Softail im Retro-Look fasst die Customizing-Geschichte der letzten 20 Jahre zusammen.
Fünfzig Jahre sind eine ansehnliche Zeitspanne im Motorradbusiness. Felix Bächli gründete seinen Motorradshop im Jahre 1967 und widmete sich schon früh den amerikanischen Klassikern und vor allem den Bikes aus Milwaukee. Mit seinem Shop war er so erfolgreich, dass es für die Company fast keine andere Wahl gab, als ihn zu einem offiziellen Harley-Vertragshändler zu machen. Als in den 90er Jahren das Customizing in Fahrt kam, übernahm auch Sohn Rainer Verantwortung, war er doch in Kalifornien bei Top-Leuten in die Lehre gegangen und hatte in den USA die Customszene hautnah miterlebt.
Kein Wunder also, dass er mit der „50 Jahre Bächli“-Breakout einen Ausflug in die letzten zwanzig Jahre Customizing machte: Vom 230er Avon bis zu den „Knuckle“-Covern von TTS hat fast jedes Teil an diesem Bike eine Geschichte. Nicht alle davon müssen im Detail erklärt werden, aber nach fünfzig Jahren Firmengeschichte – seit 1978 als „Offizieller“ und seit den 2000er Jahren intensiv im Custombusiness tätig – war der Harley-Heaven nicht ohne Grund eine Top-Adresse unter den Harley-Davidson-Händlern der Eidgenossenschaft.
Harley-Davidson Breakout „Exile“
Die hier vorgestellte „Exile“ hat einen besonderen Platz im Herzen von Rainer Bächli. „Zu meiner Zeit in Kalifornien und auch später noch war ich ein großer Fan von Russell Mitchell. Dessen Bikes sind minimal, total clean und trotzdem echte Hingucker, selbst wenn sie mattschwarz lackiert sind“, erinnert sich Rainer, „daran wollten wir uns bei diesem Umbau orientieren.“ Der 230er Avon Roadrunner AM 21 ist so ein Stück in Gummi gebackene Customgeschichte, der heute nur noch selten in Neuaufbauten verwendet wird. In die Schwinge der Breakout hat er ohne Probleme gepasst, schließlich kommt sie schon mit einem 240er.
Die Big-Spoke-Räder orderte man bei TTS, sie sind farblich auf die angestrebte Optik abgestimmt: Die fetten Speichen sind in Silber matt gehalten, während sich die cremefarbenen Felgen von der Weißwand-Version des Roadrunner-Hinterrads abheben. Der AM 21 brachte Ende der 90er Jahre die Breitreifen-Customwelle so richtig in Fahrt, auch wenn es in Wirklichkeit nur ein 200er-Reifen war, den Avon aufschnitt und durch einen Mittelsteg verbreiterte. Und da TTS sein Programm auch auf Motordeckel und Rockercover ausgeweitet hat, die im Stil an die Knucklehead-Modelle von 1936–1947 erinnern, wurden diese gleich mitbestellt.
Harley-Davidson Breakout mit geschichtsträchtigen Teilen
Der Retro-Look des 103er Twin Cam begründet sich zum großen Teil auf diese TTS-Komponenten. Und auf die Edelstahlauspuffanlage von Kess, die schon im neuwertigen Zustand gebraucht aussieht. Für einen Hauch italienisches Design sorgen die nur auf Bestellung gefertigten Customparts von Vity’s Design. Luftfilter, Lampe und Rücklicht im gebürsteten Edelstahl-Look sind Vity’s-Teile und somit handgefertigte Einzelstücke.
Die Metallarbeiten wurden in Bächlis Metallwerkstatt erledigt: Der Fender von SCP spannt sich hauteng über dem Heckpneu und schwingt mit der Softail-Hinterradaufhängung mit. Die zusätzliche Lochung erzeugt einen Hauch von „Oldschool“, was durch den „Used Look“ der Lackierung noch unterstrichen wird. Das Spritfass von Cole Foster wurde unsichtbar mit einer Benzinpumpe versehen, statt eines Covers verdeckt der Tacho in einem Messinggehäuse die optisch allzu modernistisch wirkende Electric Fuel Injection.
Ein zeitloses Stück Customizing
Auch die spärlich gepolsterte Sitzbank verdeckt Teile der Elektrik, die zwischen Grundplatte und Serien-Öltank ihren Platz fand. Die „gebrauchte Optik“ ist durch etliche Farbschichten und wiederholtes Abschleifen superdetailliert ausgearbeitet. Selbst die vorgetäuschten Roststellen wirken absolut authentisch. Mit der „H-D Exile“ ist Bächli ein zeitloses Stück Customizing gelungen. Chapeau.
Info | motorcycle-heaven.ch