Schwarz ist nicht einfach Schwarz. Wenn eine Harley-Davidson Breakout glänzt wie ein Bechstein-Flügel, kann das schon mal von technischen Themen ablenken.
Vielleicht war es der Aftermarket, der uns einst so misstrauisch machte. Als um die Jahrtausendwende die ersten Pop-Up-Tankdeckel im Customizing Mode wurden, wollten wir ihnen einfach nicht trauen. Sie waren gargelig und neigten dazu, sich zu verkanten. Manche quietschten sogar. Was, wenn so ein Ding einfach mal in seiner versenkten Position steckenbliebe? Wenn nirgendwo mehr eine Kante zu finden wäre, an der wir den Hebel ansetzen könnten?
Harley-Davidson Breakout mit Airride-System
Inzwischen führt Harley-Davidson höchstselbst die Dinger im Zubehör-Programm. Sie funktionieren einfach. Und Carsten ausm Ruhrpott war von ihnen begeistert. Ein Pop-Up-Tankdeckel würde sein Breakout-Projekt rund machen. Oder einfach nur glatt. Perfekt glatt. Und wie wir sehen, sehen wir nichts. Das also ist der Sinn dieser Tankdeckel!

Wer mit 3000er Schleifpapier an eine fünfte Klarlackschicht geht, um sie für den Auftrag der sechsten Schicht vorzubereiten, der muss Nerven haben. Oder er ist ein Schöngeist. Oder er ist beides. Obendrein ist der gelernte Karosseriebauer Carsten natürlich ein versierter Schrauber. Das stellte er mit dem Einbau eines Airride-Systems unter Beweis.
Der Harley-Davidson Breakout wird einiges abverlangt
Es kommt von Arnott, und er benutzt es tatsächlich. Nicht nur für die Show, sondern erst recht fürs Fahren. Vorher hatte er eine Sportster und davor noch viel länger Rennsemmeln. „Ich bin immer noch im Rennmodus und verlange dem Moped einiges ab.“ Das Airride, sagt er, sei seine beste Entscheidung gewesen: Knopfdruck links, und das Motorrad wird ein anderes.

Knopfdruck rechts, und das Motorrad wird auch ein anderes, dann aber im Klangerlebnis mit dem Soundmanagement von Kess Tech. Beide Knöpfe leuchten blau, das ist natürlich das Schönste für einen Perfektionisten. Natürlich hätte Carsten nur zu gerne auch die Motorteile selbst lackiert. Sechs Schichten Klarlack, und mit jeder Schicht wird es spannender: Ein Staubkörnchen, und schon sind alle Schichten davor für die Katz.
Das Tiefschwarz hätte sich schön auf dem Kurbelgehäuse gemacht
Gelingt es aber, so hat das Schwarz die farbliche Tiefe eines Bechstein-Flügels. Wie schön hätte sich das für ein Kurbelgehäuse gemacht! Dann aber wäre die Garantie der frisch gekauften Breakout verfallen. Diese Teile mussten also leider auswärts lackiert werden. Es blieb aber auch so genug zu tun. Da war nämlich noch das seidenmatte Kupfer-Metallic, das Seat zwar für seine Cupras verwendet, die Rezeptur aber für sich behält.

Carsten wollte trotzdem genau diesen Farbton und musste zwei Monate in seiner eigenen Lackkammer mischen und probieren, bis er den Ton endlich traf. Zwischendurch den Heckfender von Rick’s bearbeiten, da waren doch so einige Schweißnähte nachzuschleifen, und dann innen extra mit Steinschlagschutzlack versiegelt. Dazu sollten noch die Motive auf Tank und Batterie-Cover kommen. Bar & Shield samt Harley-Schriftzug, eigens in Negativform geplottet, und so ebenfalls unter sechs Schichten Klarlack verewigt.
Die nächste Harley bekommt ein Airride von Thunderbike
Es gibt das Phänomen der Synästhesie. Manche Menschen also sind Synästheten: Wenn sie Farben sehen, nehmen sie immer auch Klänge wahr. Oder umgekehrt: Klänge erscheinen ihnen wie eingefärbt. Nehmen diese Menschen also auch einen Klavierklang wahr, wenn wir ein klavierschwarz lackiertes Motorrad sehen? Oder denken sie jetzt an eine Harley, wenn sie die Klänge eines Klaviers vernehmen? Dann hätte unser Artikel zur kulturellen Bereicherung der Welt beigetragen.

Währenddessen ist Carsten längst wieder on the Road, um diese Jahreszeit noch etwas wärmer gekleidet als auf unseren Fotos. Wenn er rollt, wird er das Airride hochgefahren haben, der Breakout einiges abverlangen, und beim nächsten Projekt ganz sicher wieder ein Airride einbauen. Eines von Thunderbike würde er dann gerne mal probieren, dem sage man doch so viel Gutes nach. Wir hoffen, dass die Lackschichten uns dann nicht wieder von den technischen Lösungen ablenken.