In Martin Beckers Augen ist dieses Bike – ganz untypisch für den Stil, den er in seiner Firma MB Cycles sonst so baut – dem Chopper-Mainstream geschuldet. Es sind die Details, die man nicht sieht, die diese Evo Sportster zu etwas Besonderem machen.

Persönlich ist Martin ein eher ruhiger Typ; keiner von den Wellenmachern, die man so oft in unserer Szene antrifft. Zurückhaltend, fast bescheiden tritt der Mann auf. Doch steht er erst einmal in seiner Werkstatt, weiß er sehr genau, wo der Bike-Zug langfahren muss. Denn was seinen Motorradgeschmack angeht, ist Martin Becker ein echter Wilder. Auf Schickimicki-Eisen steht er überhaupt nicht.

Ein Tribute Bike zu Ehren eines guten Freundes

Überfrachtete Chromschiffe sind ihm ein Gräuel. Motorräder in seinem Sinne müssen möglichst leicht und möglichst cool sein, Firlefanz oder Vollverkleidungen sind nicht das Ding des Heidelbergers. Martin ist übrigens auch nicht festgelegt auf irgendeine Marke. Er vollführt seine Umbauten an allem, was zwei Räder und einen Motor hat. Der Dünkel, der gerne um die Marke Harley-Davidson gesponnen wird, geht im hintenrum vorbei. Trotzdem baut er natürlich gerne Harleys um, allein schon wegen des kultig klingenden V2-Antriebs.

’76: Das Geburtsjahr des verunglückten Freundes

Die Forny Hucker ist ein Tribute Bike zu Ehren eines guten Freundes, der im letzten Jahr bei einem Unfall tödlich verunglückt ist. Carsten Schmitt hieß dieser Kumpel, der sehr oft mit einem T-Shirt rumlief, auf dem der Schriftzug Forny Hucker prangte (man verwechsle einfach die Anfangsbuchstaben und hat die Auflösung des kleinen anzüglichen Wortspiels).

Evo Sportster mit Starrrahmen von SCS

Kommen wir zum Bike: Schlicht, straight, wie aus einem Guss steht es da. Jedes einzelne Teil an diesem Lowrider ging durch die Hände des Customizers. Ebenso wie die flach angestellte Gabel war auch ein Starrrahmen ein unabdingbares Muss. Das Rohrwerk stammt von SCS, fast alles Übrige baute Martin Becker selbst. Das knapp über den Zylinderköpfen kauernde Spritfaß entstand, wie auch der Öltank, die Fender und die kleine Lampenmaske, in der Werkstatt in der Hans-Bunte-Straße im Heidelberger Stadtteil Pfaffengrund.

Cleane Optik und fehlender Firlefanz sind Programm bei MBCycles

Der ehemals 883 ccm große Evo-Sportster aus einer ’89er Hugger wurde auf 1200 ccm aufgebohrt, feine Schmiedekolben von Wiseco leisten jetzt die Hauptarbeit. Was uns aber besonders gefiel, waren zwei Custom-Details, die nicht ins Auge fallen, weil genau das unmittelbar beabsichtigt ist: Zum einen ließ Martin die unvermeidlichen Blinker beindruckend gut verschwinden. Mit tiefdunklen Gläsern versehen, sitzen schmale LED-Flasher bündig eingelassen im schwarz lackierten Lenker, das Pärchen für hinten sitzt ebenso bündig im starren Heckrahmenzug, der zur Hinterradaufnahme hinunterführt.

Der Hauptbremszylinder steckt unter dem Tank

Schönstes Detail an dem Bike ist aber die versteckte vordere Bremspumpe. Um einen cleanen Lenker zu realisieren, positionierte Martin den Hauptbremszylinder für die vordere Scheibenbremse unter dem Tank. Vom Bremshebel aus geht’s per Seilzug unter den Tank zur Pumpe, von dort aus hydraulisch weiter zur Zange.

Vom Bremshebel geht es per Bowdenzug zum versteckten Hauptbremszylinder unterm Tank

Das Blickfeld des Fahrers ist somit clean, zumal das Anzeigeninstrument am hinteren Zylinderkopfdeckel und sogar die Schalterknöpfchen für das Fernlicht und die Tachosteuerung auf einer Platte vor dem Solobrötchen sitzen. Und genau diese Detaillösungen sind es, an denen man erkennt, wie Martin tickt. Unser Wunsch an ihn: Mach weiter so! …

Info | mbcycles.de