In Konsumentenkreisen wird LSD gerne auch Acid (englisch für „Säure“) genannt. Das Betäubungsmittelgesetz in Deutschland stuft LSD denn auch als nicht verkehrsfähig ein. Durchaus verkehrsfähig allerdings ist dieser „Iron Acid“ getaufte Eigenbau-Langgabler. Stephan Simon erzählt, wie es zu diesem Bike kam.

Oooh Mann, ja so war’s. Der erste Funke in Sachen ‚Langgabler‘ hat mich 1980 bei meinem ersten Trip nach Schweden mit der fabrikneuen Super Glide erwischt. Seit jener Zeit war klar, dass so ein Teil irgendwann unter meinem Arsch kleben muss. Zugegeben, es hat etwas gedauert, und es kamen bis heute viele Bobber und kürzere Chopper von meiner Hebebühne. Doch der Gedanke an einen wirklich langen Chopper sollte nicht mehr länger nur Phantasie bleiben.

Ein 70er-Jahre Eigenbau-Langgabler – rough, hart, geil

John Harmans und Bill Hollands Kreationen mit der von den beiden entwickelten langen Girdergabel mit der speziellen, fast unsichtbaren Reibfederung hatten es mir schon lange angetan. Auch die Motoren von Harman, der Vorreiter vieler Ideen in Sachen Big Bore war und meistens zwei Vergaser auf seine Shovel-Aggregate pflanzte, hatten bei mir heftige Endorphin-Ausschüttungen verursacht.

In Sachen Antrieb kam nur ein Shovel in Frage. Das Kurbelgehäuse stammt jetzt von S&S, denn das alte originale war nicht mehr zu retten. Die Upper Ends aber sind originale Harley-Teile

Immer wieder hatte ich versucht, eine originale alte Harman- oder Holland-Gabel zu finden, aber erst im Jahr 2008 gelang es mir, ein Exemplar aus dem Baujahr 1970 in Kalifornien zu ersteigern. Der Rest ergab sich dann wie von selbst, denn die Stilrichtung war mit der Gabel glasklar vorgegeben: 70er-Jahre-Stil, rough, hart, geil … basta!

Gooseneck meets Longfork

Zum Glück habe ich seit Jahrzehnten allerbeste Kontakte zu Guus Hoogland von VG Motorcycles in den Niederlanden. In dem Moment, als ich mir über die Radgrößen im Klaren war (vo. 1.85 x 18”, hi. 3.00 x 16”), war die benötigte Geometrie des Rahmens und des Lenkkopfs schnell errechnet. Also baute mir Guus, er leidet am gleichen Bike-Virus wie ich, einen passenden Gooseneck-Rahmen, der das Ganze zu einem Longfork-Chopper werden ließ.

Den Lenkerenden gab Stefan einen anderen, für ihn ergonomischeren Winkel

Die Technikseite war ein Klacks. In Sachen Antrieb kam nur ein Shovel in Frage. Das Kurbelgehäuse stammt jetzt von S&S, denn das alte originale war nicht mehr zu retten. Die Upper Ends aber sind originale Harley-Teile. Ehrensache, dass der Motor von uns komplett durchrevidiert wurde. Keine Alternative bei einem solchen Gerät gibt es zur Fußkupplung und Handschaltung. Ein gewisser Kompromiss an die Straßenverkehrstauglichkeit ist die Honda-Trommelbremse im Vorderrad. Die 2-in-4-flutige Auspuffanlage habe ich selbst gebaut, ich hatte einfach ein bisschen zu viel Stahlrohr herumliegen.

An einer King-and-Queen-Sitzbank führt kein Weg vorbei

Tank, Fender, die Rasten und Fußhebel, die obligate Sissybar, die hintere Bremse und noch unzählige Kleinteile mehr entstanden ebenfalls hier in unserer Werkstatt. Und um einen King-and-Queen-Sitz führt bei einem solchen Long-and-Low-Chopper eh kein Weg vorbei. Tja, da war noch die Sache mit dem Lack. Es musste ein komplett abgedrehter, psychedelisch weggebeamter Hippie-Lack in grellem Metalflake sein, was sonst. Nicht ohne Grund sind rechts und links auf dem Öltank die beiden ersten Strophen des Steppenwolf-Songs „The Pusher“ zitiert. 

„Die 2-in-4-flutige Auspuffanlage habe ich selbst gebaut, ich hatte einfach ein bisschen zu viel Stahlrohr herumliegen“

Umgesetzt hat das alles Chiko aus Pforzheim. Seinen und meinen kranken Ideen verdanken wir das irre Outfit der Kiste. Bleibt mir nur auszurufen: ‚Save the Choppers‘. Und jedes Mal, wenn ich meine Iron Acid sehe, klingelt’s in meinem Stammhirn und es stimmt dann für mich den Kultsong von Steppenwolf an: … I said god damn, god damn the pusherman!“

Info | simonscustom.de