Roger von Büren heißt der Mann, der diesen mächtigen Eigenbau-Chopper mit knapp 2 Liter großem Jims V2 auf die Räder stellte. Er sagt von sich: „Noch nie konnte ich meine Fahrzeuge im Originalzustand belassen. Das begann schon mit 14, als ich mein erstes Moped hatte“
Mit dem Harley-Virus hat er sich in der Lehrzeit infiziert. Sein damaliger Lehrmeister unterhielt nebenberuflich zusammen mit seinem Bruder eine Harley-Davidson-Werkstatt. Regelmässige Ausflüge mit dem Moped und später mit dem Motorrad in diese Werkstatt waren natürlich Pflicht.
Ein Chopper nach dem Motto „tief sitzen, hoch greifen“
1994 gründete von Büren dann mit einem guten Kollegen eine eigene „H-D Only“-Werkstatt. Für ihn lief dieser Shop nur nebenbei, denn zu diesem Zeitpunkt verdiente sich der gelernte Maschinenbau-Mechaniker die Brötchen noch als Auslandsmonteur. Dann ging er für zwei Jahre als Montageleiter fest in die USA und verkaufte seinen Anteil an dem Werkstatt an den Kumpel.
Mit der „No Mercy“ erfüllte sich der Schweizer einen besonderen Traum. „Naturgemäß bin ich bei den meisten Auf- oder Umbauten an die Wünsche meiner Kunden gehalten. Doch diesmal wollte ich von Grund auf mein eigenes Bike bauen. Es sollte ein Chopper nach dem Motto „tief sitzen, hoch greifen“ werden. „Der Drop Seat-Rahmen von Rolling Thunder Frames in Kanada wurde nach meinen Berechnungen hinsichtlich der Lenkgeometrie hergestellt.
Fetter 2-Liter Jims V2 mit knapp 2 Litern Hubraum
Eine 16 Zoll over-Gabel in Verbindung mit einem 23-zölligen Vorderrad ist nicht gerade die beste Kombination für einen anständigen Nachlauf. Die Berechnungen auf meinem 3D-CAD zeigten aber die Lösung und der Rahmen konnte verwirklicht werden.“ Zum Rahmen mit dazu gehört die Schwinge und der Öltank. Das sechsgängige RSD-Getriebe stammt von Baker, den fetten Zweiliter-Motor fertigte JIMS, die Gabel lieferte SJP.
„Doch Teile, die jeder kaufen kann, zu einem Bike zusammenzustellen, ist relativ einfach. Einen eigenen Stil zu entwickeln ist schon schwerer.“ Eigene Teile zu entwickeln, herzustellen und diese am Bike zu verbauen, das ist für Roger die Krönung. Also hat er viele Details auf dem 3D-CAD modelliert und auf CNC-gesteuerten Maschinen entstehen lassen.
Etliche Parts entstanden im Eigenbau
So entstand folgende Parts als Eigenleistung: Der Lenker mit 40 mm (!) Durchmesser, die Lenkerenden, die Riser, die Lenkerklemmplatte mit dem integrierten Tacho-Gehäuse und den LED-Anzeigen, die Bremssatteladapter, das Zündschloss/Zündspulengehäuse, die Halterung für den Ölkühler/Spannungsregler, der Luftfilterdeckel, die ganze Halterung für das seitliche Kennzeichen und viele andere Komponenten, die man nicht sehen kann.
Alle Schrauben sind aus Edelstahl, entweder poliert oder durch ein spezielles Verfahren schwarz eingefärbt. Die schwarze Farbe trägt übrigens nicht auf und ist absolut schlagfest. Und so steht am Ende ein Breitreifen-Chopper vor uns, wie sich ihn sein Erbauer vorgestellt hatte: mit vielen Eigenbau-Parts – und ohne Gnade.