Von den Finnen sind wir ja schon einiges gewöhnt. Veikko Sikiö hat es aber doch geschafft, uns mit seinem radikalen Eigenbau zu überraschen. Selbst der V2 wurde mit Teilen von BSA und Harleys Sportster selbstgebaut.

Selbst gebaute Rahmen, eigene Gabeln und natürlich das schon fast normale Programm wie Tanks, Fender oder Sitze sind wir ja von zahlreichen Customizern gewöhnt. Bei Motoren greifen aber selbst die ausgefuchstesten Typen gern auf Stangenware zurück, die dann eventuell noch technisch und optisch aufgepeppt wird.

Würdig eines „Best of Show“s

Der Finne Veikko Sikiö ging einen Schritt weiter, denn er setzte auch beim Antrieb auf Eigeninitiative und ließ seiner Kreativität freien Lauf. Der junge Mann hat bereits einige Erfahrung im Kradbau und schon zahlreiche Preise für seine Kreationen eingeheimst. Doch der Umbau von alten Harleys oder BSA war ihm nicht mehr genug.

Hier ist tatsächlich alles Marke Eigenbau

Er suchte eine echte Herausforderung, plante und rechnete, um seinen Traum von einem fast durch und durch selbst konstruierten Motor umzusetzen. Es sollte ein V2 sein, aber kein klassischer Harley-Klon. Wie die Company bei ihren wassergekühlten Motoren für V-Rod, Street und Revolution-Max-Modelle setzte der Finne auf einen Zylinderwinkel von 60 Grad.

Der Zündmagnet vorm Motor wird über eine Kette angetrieben

Allerdings blieb er, nicht zuletzt der Optik wegen, bei klassischer Luftkühlung. Basis aller Ideen waren zwei einzelne Zylinder einer BSA B31 sowie vier Nockenwellen aus gleicher Quelle. Aus zwei defekten Sportster-Kurbelwellen inklusive Schwungscheiben und Pleueln formte sich Veikko ein intaktes V2-Set. Das Kurbelwellengehäuse aus Leichtmetall goss er sich mit Hilfe von Gussformen aus Holz und Ton kurzerhand selbst.

V2 mit Parts von Triumph, BSA und Sportster

Zwar ging der erste Versuch in die Hose, aber beim zweiten kam dann schon ein brauchbarer Rohling heraus. Das stark modifizierte Getriebe von Burman stammt aus einer alten BSA und firmiert nach seinem Umbau unter der Bezeichnung „B&W Gears Co Ltd“. Die ebenfalls modifizierte Kupplung und die Ölpumpe spendete eine Speedway-Jawa.

Auch die komplette Parallelogrammgabel ist Handarbeit

Nachdem der Antrieb in trockenen Tüchern war, kam der Rahmen an die Reihe. Veikko plante lange und fertigte einige Zeichnungen an. Um eine möglichst oldschoolige Optik zu erreichen, entschloss er sich, das Fahrwerk aus Edelstahlrohren zu fertigen, die per Hartlötung durch gegossene Messingmuffen verbunden sind. Für die Rahmenrohre baute er sich selbst eine Biegemaschine.

Auch die Räder sind Eigenbau

Auch sämtliche Messingmuffen goss der Finne selbst. Und da das im Sandgussverfahren geschieht, ist danach schrecklich viel Nachbearbeitung notwendig, bis die Dinger alle schön goldfarben glänzen. Und damit all das richtig seriös erscheint, bekam jedes Teil eine eigene Nummer. Die sagt zwar überhaupt nichts aus, lässt das Ganze aber sehr wichtig aussehen.

Hammerhart: Selbstgegossenes Kurbelgehäuse

Und weil er schon mal in Aktion war, stylte und goss sich Veikko auch die Räder in Eigenarbeit. Pro Rad wurden rund 100 Kilogramm Gusssand und der geschmolzene Zylinderkopf eines Land Rover benötigt. Und die Räder sind nicht nur einzigartig. Im Vorderrad platzierte der findige Finne
24 Magnete, die an einer fest installierten Spule an der Gabel vorbei rotieren. Es ist dies ein Riesen-Dynamo, der beim Fahren den Strom für die Beleuchtung liefert. So viel Eigeninitiative wurde von Schwedens wichtigster Bikeshow in Norrtälje mit dem Pokal „Best of Show“ belohnt.