Die im mittelitalienischen Pescara beheimatete Firma Officine Rossopuro ist eigentlich auf Moto Guzzi spezialisiert. Auf Wunsch eines guten Kunden hat sich Chef Filippo Barbacane eine Buell X1 vorgeknöpft.

Vor nunmehr 20 Jahren begann Filippo damit, Motorräder individuell zu gestalten. Damals gab es noch keine Customizer-Szene in Italien. Schon gar nicht in der an der Adria gelegenen Heimatstadt des Garagenschraubers. Kaum einer seiner Freunde konnte sich damals vorstellen, dass Filippo, der sich selbst als Künstler sieht, mit diesem Job genügend Geld verdienen würde. Doch der kreative Kopf blieb konsequent und gründete 1998 die „Firestarter Garage“, den ersten Laden dieser Art in den Abruzzen.

Die Räder sind Serie geblieben

Neben einer kleinen Werkstatt entstand ein Shop, in dem sich Biker einkleiden konnten. Im Firmennamen finden sich zwei wichtige Elemente. Filippo meint dazu: „Durch einen Zündfunken beginnt der Motor zu arbeiten. Das Wort Garage soll mich daran erinnern, woher ich komme.“ Obwohl für alle Marken offen, sind es vor allem italienische Bikes, denen er ein modernes Design verpasst. Mit der Zeit spezialisierte er sich auf die Marke aus Mandello. Es entstanden einzigartige Custombikes und faszinierende Einzelstücke rund um den längs eingebauten V2, die auch international für Aufsehen und Erfolg sorgten. Dabei legte sich der Italiener auf keinen Stil fest. Egal ob Sportler, Chopper, Cafe Racer oder Supermotard, alles ist möglich.

Die Buell X1 durchbricht die lange Reihe umgebauter Guzzis

Was aus Filippos Werkstatt rollt, ist immer ein Hingucker. Nach zehn erfolgreichen Jahren entschied sich Filippo für eine Umfirmierung. Er wählte die passende und patriotische Bezeichnung „Officine Rossopuro Italia“ (ORP), die auf eines seiner Bikes zurückgeht. Doch auch unter dem neuen Namen entstanden und entstehen im „Roten Büro“ beeindruckende Bikes, die nicht grundsätzlich italienischen Ursprungs sein müssen. Der Wunsch seines langjährigen Kunden Michele brachte schließlich einen kleinen Schnitt in die lange Reihe umgebauter Moto Guzzis. Er stellte Filippo seine Buell X1 auf die Hebebühne und ließ ihm freie Hand bei der Umgestaltung.

Erik Buells Konzentration der Massen: Unterm Getriebe verrichtet neben dem Auspuff ein Öhlins-Federbein seinen Job

Der nahm die Herausforderung an. Filippo entschloss sich, die Linie des Bikes beizubehalten, aber doch jedes Teil zu hinterfragen. Im Endeffekt blieb außer dem Motor und dem Hauptrahmen kaum was vom Original übrig. Filippo hat einen besonderen Anspruch an sich: „Solange du etwas selber bauen kannst, solltest du es nicht aus dem Katalog kaufen.“ Daher stammen der neue Aluminium-Heckrahmen, das Tankcover, die Fender, die Armaturen, der Sitz und die Verkleidung aus eigener Fertigung. Selbst die Gabelbrücken hat Filippo selbst gefräst. So ist die Buell durchaus als eine solche zu erkennen, aber gleichzeitig doch einzigartig.

Das Fahrwerk ist den heutigen Erfordernissen angepasst

Mit seiner Formensprache greift Filippo die fast fünfzehn Jahre alte Grundidee auf und setzt sie in moderner Variation um. Das Fahrwerk ist den heutigen Erfordernissen angepasst. Statt der original 41 Millimeter starken USD-Gabel arbeitet nun eine Marzocchi-Gabel mit 58er-Standrohren am Frontend. Die Schwinge stützt sich über ein unter dem Getriebe liegendes Federbein von Öhlins ab. Das auf den originalen 17-Zöllern stehende Bike verzögert mit Hilfe von vorn radial verschraubten Brembo-Zangen an einem Doppelpack 320er-Wave-Scheiben von Breaking. Hinten unterstützt ein weiterer Brembo-Sattel an einer 240er-Breaking-Scheibe den Verzögerungsprozess.

Cooles Credo: Kaufe nicht im Katalog, was du auch selbst fertigen kannst!

Nach einem halben Jahr ist der Umbau fertiggestellt. Michele kann nun mit seinem amerikanischen Renneisen über die kurvigen Straßen der Abruzzen bügeln. Wir hoffen, das Filippo markentechnisch noch öfter fremd geht. Dann kommt sicher noch einiges Interessantes auf uns zu.

Info | officinerossopuro.it