Métisse kommt aus dem Französischen und bedeutet „Mischling“. Genau einen solchen Mischling stellt dieses Motorrad von Santiago Chopper auf Basis einer Buell X1 dar.

In den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts erfreuten sich solche Métisse-Umbauten vor allem im Motorradland England höchster Beliebtheit. Triton, Tribsa und Norvin hießen beispielsweise die Kreationen, bei denen etwa ein Triumph-Motor in den Federbettrahmen einer Norton montiert wurde (Triumph plus Norton = Triton).

Ein Buell X1 Mischling mit Ducati-Genen

Tribsa hießen die Hybriden, wenn ein Triumph-Motor in einen BSA-Rahmen verpflanzt wurde, und in einer Norvin-Métisse sorgte ein Vincent-Motor in einem Norton-Rahmen für Vortrieb. Technisch nicht ganz so konsequent durchgezogen wurde das Thema „Mischling“ von Santiago-Chopper-Boss Alain Bernard. Bei diesem „Bucati“ getauften Hybriden steckt immer noch ein Buell-Evo-Sportster-Aggregat im Rohrwerk einer Buell X1.

Konsequent schwarz geriet die sinistre Farbgebung. Aus dieser Perspektive wirkt das Ducati-Heck ein gutes Stück überdimensioniert, während ein größerer Rundscheinwerfer uns klar besser als die beiden LED-Funzeln gefallen hätte

Dessen serienmäßige elektronische Einspritzanlage musste allerdings weichen, Sprit und Luft mischt jetzt ein großer Flachschiebervergaser. Auch Tank und Räder taten bereits in einer Rohrrahmen-Buell Dienst. Den Heckrahmen allerdings samt der stilbildenden Sitzbank entlehnte der im nordfranzösischen Steinkohlerevier Lille aufgewachsene Wahl-Amerikaner einer italienischen Supersport-Diva, einer Ducati 1098. Eigentlich eine tolle Idee, allerdings wirkt das ausladende Heck aus mancher Perspektive an der grazilen Buell-Konstruktion doch ein gutes Stück überdimensioniert.

Der Öltank sitzt nun gleich neben den Zylinderköpfen

Nach der Herkunft der verbauten Schwinge gefragt, zuckt Alain mit den Schultern: „Keine Ahnung, von welchem Bike die Schwinge ursprünglich stammt. Ich habe sie einzeln auf einem Biker-Flohmarkt gefunden und jetzt mit ein paar Modifikationen für das unterm Motor liegende Federbein umgerüstet.“ Um ein möglichst luftiges Erscheinungsbild am Heck verwirklichen zu können, mussten neue Plätze für die Batterie und vor allem für den Öltank gefunden werden. In Sachen Batterie war das Problem recht leicht zu lösen. Einen kleinen, dennoch kräftigen Li-Ionen-Akku konnte Alain unsichtbar unter der Ducati-Sitzbank verstecken.

Im ausladenden Ducati-Heck ließ sich die Batterie mit Leichtigkeit verstecken

Indes, mit dem Öltank war das nicht so einfach zu bewerkstelligen. Und dennoch hat der findige Handwerker das exzellent gelöst, denn eine solche Anbauposition für den Trockensumpföltank eines Harley-Motors konnten wir in der DREAM-MACHINES noch nie zeigen. Alain schweißte sich einen hübsch geformten, dreieckigen Behälter zusammen und platzierte diesen hoch oben links gleich neben die Zylinderköpfe. Allein schon wegen dieses Bauteils lohnt es sich, dieses Bike zu zeigen. Konsequent schwarz geriet die sinistre Farbgebung, die sich über das ganze Bike hinzieht. Die „Bucati“ von Santiago Chopper … ein gelungener, sehr fahraktiver V2-Streetfighter, dem man deutlich ansieht, das er kein Gramm zu viel auf den Rippen hat.

Info | santiagochopper.com