Laut Harley-Davidson ist sie die erfolgreichste Rennmaschine aller Zeiten, diente als Stunbike der amerikanischen Legende Evel Knievel und findet sich inzwischen im berühmten Guggenheim Museum als Ausstellungsstück wieder. Die Rede ist von der berühmten Harley-Davidson XR 750, die auf ein halbes Jahrhundert Motorsportgeschichte zurückblickt

Eine Änderung im Flat-Track-Reglement des amerikanischen Motorradrennsportverbandes AMA (American Motorcyclist Association) zwang den Hersteller aus Milwaukee zur Entwicklung einer neuen Rennmaschine. Denn seitengesteuerten Motoren, wie sie Harley-Davidson seinerzeit überaus erfolgreich eingesetzt hatte, ließen die neuen Richtlinien nicht mehr zu. Was nach einem sportlichen Rückschlag aussah, entwickelte sich ab der Geburt der XR 750 im Jahr 1970 zu einer beinahe nicht enden wollenden Erfolgsgeschichte.

Auf Grundlage des V-Zweizylinders, der in einer Sportster-XLR-Rennmaschine zum Einsatz kam, entwickelte Harleys Rennmanager Dick O’Brien ein neues 750er-OHV-Triebwerk und montierte das getunte Aggregat in einen modifizierten KR-Rennrahmen. In Verbindung mit hochwertigen Bauteilen von Ceriani und Girling sowie leichten Fiberglaskomponenten, die in Jet-Fire-Organge lackiert waren, brachte die XR 750 rennmäßige 134 Kilogramm auf die Waage. Das AMA-Reglement verlangte 200 Einheiten, die für rund 3.200 US-Dollar pro Exemplar von Rennfahrern erworben werden konnten.

Flat Track, wie es in den USA geliebt wird, wurde über Jahrzehnte von Harleys XR 750 dominiert

Innerhalb von zwei Jahren reifte Harleys berühmter Flat-Tracker zur Perfektion. Leichtmetallzylinder und -köpfe erlaubten eine höhere Kompression und eliminierten erfolgreich die thermischen Probleme mit den bis dato verwendeten Gusseisenversionen. Zudem drehten die Ingenieure den hinteren Zylinder um und schafften somit auf der rechten Seite Platz für zwei Vergaser, während auf der linken Seite ein hochgezogener Auspuff montiert werden konnte. Das brachte vor allem mehr Power und Standfestigkeit und sorgte für die ungeheuerliche Dominanz von Harleys Rennmaschine.

Jahrzehnte der Flat-Track-Dominanz

Dank permanenter Weiterentwicklungen entschied die XR 750 in den Jahren 1972 bis 2008 nicht weniger als 29 der 37 »AMA Grand National Championships« für sich. Auf ihr Konto gehen mehr Rennsiege, als jedes andere Motorrad in der Geschichte des amerikanischen Motorradrennsport Verbandes zu verbuchen hat. Sie trägt folglich zu Recht den Titel »Erfolgreichste Rennmaschine aller Zeiten«, sofern man sich nur auf die Vereinigten Staaten bezieht.

Auch für Stunt-Legende Evel Knievel war sie das bevorzugte Arbeitsgerät und selbst das Guggenheim Museum präsentierte sie in der Ausstellung »The Art of Motorcycle«. Straßenzugelassene Ableger waren die 1983 erschiene XR 1000 sowie die 2008 eingeführte XR 1200, die leider nie so richtig in die Fußstapfen ihrer berühmten Ahnin treten konnten.

Kann die Erfolgsgeschichte fortgeschrieben werden?

Mit der XG 750R, deren neuentwickelter, flüssigkeitsgekühlter 60-Grad-V2 auf dem Revolution-X-Motor der Street-Modelle basiert, wollte Harley-Davidson wieder zurück in die Erfolgsspur, die die XR 750 im amerikansichen Flat-Track-Racing so eindrucksvoll hinterlassen hat. Das hat aber leider nicht funktioniert, die XG konnte bislang nicht an die Erfolge ihrer legendären Vorgängerin anknüpfen.

Harley-Davidson XG 750R – eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte?

Info | harley-davidson.de